Saarland

Atypische Grenzgänger an der saarländisch-lothringischen Grenze

 

Christian Wille / Interregionale Arbeitsmarktbeobachtungsstelle

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Die Vorläufer des atypischen Grenzgängerwesens in Lothringen sind Anfang der 1960er Jahre anzusiedeln. Damals kauften viele Deutsche bzw. Saarländer in der französischen Nachbarregion Grundstücke zur Freizeitnutzung, die nicht weiter als 20 km von der deutsch-französischen Grenze entfernt lagen.

Die Nachfrage resultierte einerseits aus dem Angebot an attraktiven Flächen und andererseits aus den vergleichsweise hohen Einkommen der Deutschen. Der Grundstückkauf intensivierte sich in den 1970er Jahren und der Bau von Lauben bzw. Gartenhäusern nahm zu. Somit entstanden immer mehr Zweitwohnsitze von Deutschen in Lothringen (Ramm 2001: 380; Auburtin 2002: 405).

In den 1980er Jahren kamen mehr kaufkräftige Personen hinzu, insbesondere aus den Städten Saarbrücken und Saarlouis, und fragten die großzügigsten und am besten gelegenen Immobilien nach (Ramm 1999: 110). Der Großteil der erworbenen Häuser wurde bei den französischen Behörden als Hauptwohnsitz gemeldet, was juristisch bedeutet, dass die Deutschen bzw. Saarländer nun mehr als die Hälfte des Jahres in Lothringen verbrachten.

Karte: Atypische Grenzgänger

 

Karte: Atypische Grenzgänger

Christian Wille, Université du Luxembourg / IBA

Damit verlor die in den Jahrzehnten zuvor verbreitete Freizeitnutzung der Grundstücke an Bedeutung und immer mehr Deutsche – darunter zahlreiche atypische Grenzgänger – siedelten sich in Lothringen an. Besonders nachgefragt waren Wohnlagen in unmittelbarer Grenznähe, im Umfeld von Weihern, in bergigen Gegenden und mit guter Verkehrsanbindung. Eine Studie über die Wohnortmobilität der Saarländer, die ihren Wohnsitz zwischen 1988 und 1994 nach Lothringen verlagert hatten, zeigt, dass allein 90% von ihnen Wohneigentum im unmittelbar grenznahen Departement Moselle gekauft hatten (Ramm 2001: 381f.).

In den 1990er Jahren intensivierte sich die grenzüberschreitende Wohnortmobilität, und der Anteil atypischer Grenzgänger in Richtung Saarland stieg an. Besonders in den grenznahen Departements Moselle und Meurthe-et-Moselle waren Zuzüge – zunehmend auch von jungen Menschen – zu verzeichnen, und die Zahl der Deutschen wuchs hier zwischen 1990 und 1999 um 8 300 Personen, davon besonders 20 bis 40-Jährige (O.A. 2005: 8f).

Im Jahr 1997 wurden allein im Departement Moselle ca. 15 000 Einwohner mit deutscher Staatsbürgerschaft gezählt, davon ca. 70% aus dem Saarland: 5 187 Männer, 4 125 Frauen und 1 467 Kinder; 4 000 saarländische Ehepaare und lediglich zehn deutsch-französische Ehepaare. Bei ihnen allen handelt es sich weitgehend um Erwerbstätige mit einem Arbeitsplatz im Saarland.

Das lothringische Grosbliederstroff nahe der saarländischen Grenze
Foto: Wille

Die Konzentration der Deutschen im Departement Moselle ist neben der ausgebauten Straßeninfrastruktur auch darauf zurückzuführen, dass hier vielerorts noch der regionale germanophone Dialekt gesprochen wurde/wird (Ramm 2001: 383 u. 386).

Ferner ist zu berücksichtigen, dass die Formalitäten für eine Baugenehmigung in Frankreich vergleichsweise einfach waren, zügig abgewickelt wurden und keine zusätzlichen Gutachter verlangten (Ramm 1999: 111). Laut Auburtin (2002: 406) untergliedern sich die aus dem Saarland Zugezogenen in den 1990er Jahren in zwei Personengruppen:

1) Gut situierte Personen (mittlere oder höhere Führungskräfte), die ein großes Anwesen mit komfortablem Haus in guter Lage besitzen (im Grünen in einem Neubaugebiet oder in Nähe eines Sees);

2) Junge Paare, die aus kleinen Kommunen aus dem Großraum Saarbrücken stammen, von denen beide Personen im Saarland arbeiten und die ein renovierungsbedürftiges Haus gekauft haben mit dem Ziel, dieses zu sanieren und/oder auszubauen.

Seit der Jahrtausendwende entwickelte sich die Zahl der Saarländer im Departement Moselle leicht rückläufig: Anfang der 2000er Jahre wohnten hier nur noch ca. 12 000 Personen mit deutscher Staatsbürgerschaft. Der Rückgang ist Auburtin (2002) zufolge auf den gesättigten Immobilienmarkt in Lothringen und auf die langsame Annäherung der Immobilienpreise an das saarländische Niveau zurückzuführen.

Gleichwohl wurden in ganz Lothringen im Jahr 2005 noch ca. 14 000 Einwohner mit deutscher Staatsbürgerschaft gezählt und im Jahr 2009 pendeln noch 8 000 atypische Grenzgänger aus Frankreich – vermutlich überwiegend aus Lothringen – nach Rheinland-Pfalz und ins Saarland ein. Ebenso haben bis heute noch viele Deutsche einen Zweitwohnsitz in Lothringen.

Eine Studie zeigt, dass 72% (3 875) der insgesamt 5 393 Zweitwohnsitze in Lothringen mit einem Eigentümer aus dem Ausland im Jahr 2003 Staatsbürgern mit Wohnsitz in Deutschland gehören. Besonders viele dieser Zweitwohnsitze sind im grenznahen Departement Moselle gemeldet, wie etwa in den Gemeinden Sarrebourg, Saralbe, Fénétrange und Bitche (Calzada/Le Blanc 2006: 5).

Gründe für den Wohnortwechsel
Hinsichtlich der Gründe, die Saarländer zu einem Wohnortwechsel veranlassen, scheinen vor allem finanziell-wirtschaftliche Motive von Bedeutung zu sein. Dazu zählen neben Steuervorteilen durch den Status des Grenzgängers vor allem Preisunterschiede für Baugrund und Immobilien. Mitte der 1990er Jahre belief sich der Durchschnittspreis für Bauland im Stadtverband Saarbrücken auf umgerechnet 500 Francs; in Departement Moselle hingegen betrug er lediglich 200 Francs, im unmittelbar grenznahen Forbach jedoch 325 Francs (Auburtin 2002: 409).

Zwar hat sich das lothringische Preisniveau Ende der 1990er Jahre allmählich dem saarländischen Immobilienmarkt angenähert, jedoch liegt es immer noch zwischen 30 und 50% darunter (Ramm 1999: 110). In diesem Zusammenhang unterstreicht Ramm (2001: 385): "Ce marché de biens immobiliers à des prix relativement bas constitue un facteur important d’incitation pour des Sarrois à investir en Moselle-Est."

Heute kostet ein Eigenheim im Saarland im Schnitt 168 602 EUR; in der Landeshauptstadt ist jedoch mit ca. 350 000 EUR zu rechnen. In Lothringen beläuft sich der Preis für ein Eigenheim auf 174 000 EUR; im Departement Moselle liegt er mit 208 800 EUR deutlich über dem lothringischen Mittel. Diese Preisspitze ist auf die Nachfrage in Thionville zurückzuführen, wo ein Großteil der Luxemburg-Pendler aus Lothringen wohnt. In der Region um Forbach fallen die Eigenheimpreise jedoch moderater aus, womit das Wohnen beim französischen Nachbarn z.B. für Saarbrücker attraktiv ist (IBA 2010b: 123f.).

Einwohner mit deutscher Staatsbürgerschaft in Lothringen 1968-2005
Quelle: INSEE; (Gengler 2010: 264)

Nach Ballschmiede (1998: 108) geben unter 30-Jährige und Haushalte mit Kindern weitaus häufiger an, aufgrund der attraktiven Grundstücks- und Immobilienpreise nach Lothringen gezogen zu sein. Diese Motivlage ist auf den Bedarf an Wohnfläche zurückzuführen, der sich aus einer (beabsichtigten) Familiengründung ergibt. 

In diesem Zusammenhang wird deutlich, dass für die Mehrzahl der Deutschen mit dem Wohnortwechsel der Erwerb von Häusern verbunden ist. Der Anteil an Hauseigentümern stieg durch den Umzug um 48%, wobei drei Viertel davon schlüsselfertige Immobilien kauften. Dabei ist der Trend zum großzügigen Wohnen auszumachen, denn 60% der Befragten verfügt nach dem Wohnortwechsel über mehr als vier Zimmer (Ballschmiede 1998: 103ff.).

Ein weiterer finanzieller Grund für die Wohnsitzverlagerung ergibt sich aus Steuervorteilen, die mit dem Grenzgängerstatus verbunden sind. Die in Frankreich ansässigen Arbeitnehmer, die in Deutschland arbeiten, profitieren von dem 1959 eingeführten Doppelbesteuerungsabkommen zwischen beiden Staaten. Es erlaubt, die Einkommenssteuer am Wohnort und nicht am Arbeitsort abzuführen.

Wohnstatus von deutschen Einwohnern im Raum Moselle-Est vor und nach dem Umzug dorthin (1997/1998)
Quelle: Ballschmiede 1998

Die Vorteile für erwerbstätige Saarländer mit Wohnsitz in Lothringen ergeben sich aus den niedrigeren Steuersätzen in Frankreich, wodurch sie zwischen 20 und 30% weniger Einkommenssteuer als in Deutschland abführen können. Die höhere Lebensqualität ist ein weiterer Grund für viele Deutsche, in Lothringen zu wohnen. Hierauf weist Ramm (2001: 385) anschaulich hin:

"En effet, souvent issues de grandes villes ou communes industrielles, logées en appartements, ces personnes peuvent bénéficier de toutes autres conditions de vie dans l’Est mosellan où l’emprise industrielle est relativement faible et où les petits villages sont encore nombreux. […] La qualité de vie et l’environnement champêtre deviennent de plus en plus recherchés par des urbains qui désirent « s’évader » de la ville en dehors de leurs activités professionnelles."

Die Deutschen bzw. Saarländer möchten demnach mit ihren Familien in einem weniger städtischen Umfeld leben, wie etwa im dörflichen und erholsamen Milieu der grenznahen Moselgemeinden, von denen aus sie weiterhin in Deutschland arbeiten können.

Im Zusammenhang mit der Lebensqualität spielt auch "le mode de vie français" eine Rolle, der auf einige Deutsche eine gewisse Faszination ausübt. Insbesondere von 31 bis 50-Jährigen wird die Lebensqualität und französische Lebensart als ein Grund für den Wohnortwechsel genannt (Ballschmiede 1998: 108).

Räumliche Organisation von Alltagsaktivitäten
Durch den Wohnortwechsel vergrößert sich für atypische Grenzgänger die Entfernung zwischen Wohn- und Arbeitsort. Dies betrifft Ballschmiede (1998) zufolge in erster Linie die zurückgelegte Strecke, für die überwiegend der Pkw genutzt wird und die sich im Schnitt um 10 km erweitert hat. Hinsichtlich der dafür benötigten Zeit ist lediglich eine Steigerung um etwa 8 Minuten auszumachen, was auf eine gute grenzüberschreitende Straßeninfrastruktur verweist (Ballschmiede 1998: 105f.).

Neben dieser Veränderung der räumlichen Organisation von Alltagspraktiken stellt Ballschmiede (1998: 166) fest, dass "Das Verhalten im Zusammenhang mit der Inanspruchnahme von Waren und Dienstleistungen durch den Wechsel nach Frankreich keine radikale Veränderung [erfährt]." Zwar werden Produkte des täglichen Bedarfs wie etwa Brot, Käse, Fisch nach dem Umzug verstärkt in Frankreich gekauft, jedoch bleibt Deutschland bzw. das Saarland ein wichtiger Bezugspunkt, was unter anderem auf die umfangreichen Einkaufmöglichkeiten im Oberzentrum Saarbrücken zurückzuführen ist.

Auch Arztbesuche werden deutlich stärker in Deutschland als in Frankreich wahrgenommen, da atypische Grenzgänger ohnehin über ihren deutschen Arbeitgeber krankenversichert sind, gegebenenfalls Sprachprobleme bestehen und das französische System der Vorkasse den Arztbesuch aus deutscher Sicht unattraktiv macht. Ebenso wurde festgestellt, dass zwei Drittel der Kinder von deutschen Eltern eine Schule in Deutschland besuchen, was auf ungenügende Sprachkompetenzen der Kinder und/oder auf eine mangelnde Kenntnis des französischen Bildungssystems hinweisen könnte (Ballschmiede 1998: 111 u. 118ff.).

Somit bleibt festzuhalten, dass die Alltagsaktivitäten der atypischen Grenzgänger, die aus einem gewissen städtischem Umfeld mit entsprechenden Freizeitangeboten in ein eher ländlich geprägtes Gebiet mit weniger Einkaufsmöglichkeiten und Dienstleistungsangeboten gezogen sind, eher das gewohnte Umfeld zur Erledigung von Alltagsaktivitäten beibehalten.

Ramm (2001: 387) macht darauf aufmerksam, dass dieser Umstand nicht unproblematisch ist für das Zusammenleben von Zugezogenen und autochthoner Bevölkerung: "Alors que de plus en plus de Sarrois viennent habiter l’Est mosellan tout en servant de très forts liens économiques et culturels avec leur Land d’origine, leur intégration dans leurs nouvelles communes de résidences est quelques fois sujet à polémiques." 

Probleme am Wohnort
Wie angedeutet, gestaltet sich das Zusammenleben zwischen Zugezogenen und autochthonen Einwohnern nicht immer problemlos. Ramm (1999: 113) resümiert diese Situation folgendermaßen: "Das zentrale Problem des Wanderungsphänomens […] betrifft die Integration." Ungeachtet des Integrationsbegriffs werden an dieser Stelle drei relevante Themenfelder erläutert, die oftmals soziale Spannungen am Wohnort hervorrufen: die nachfragebedingte Erhöhung von Immobilienpreisen, das Nebeneinander von alten und neuen Siedlungsstrukturen sowie die sprachliche Verständigung.   

Hausbau einer deutschen Familie im lothringischen Spicheren unmittelbar an der saarländischen Grenze
Foto: Wille

Hinsichtlich der nachfragebedingten Erhöhung von Immobilienpreisen ist zu erinnern, dass in den 1980er Jahren kaufkräftige Deutsche nach Lothringen kamen, um hier großzügige und gut gelegene Immobilien zu erwerben. Auch wenn sich die Nachfrage durch die wachsende Verknappung des Angebots zunehmend auf renovierungsbedürftige Häuser und Baugrundstücke verlagerte, waren die autochthonen Einwohner nur noch sehr eingeschränkt in der Lage, die ausgewiesenen Preise zu zahlen. So erhöhte sich z.B. der Preis für Baugrund in Moselle-Est zwischen 1988 und 1994 um das 6,5-fache (Ramm 2001: 382); in einem Drittel der Gemeinden in Moselle-Est verdoppelte sich der Preis für Baugrund und Wohneigentum zwischen 1989 und 1997 (Auburtin 2002: 410).

Die Auswirkungen dieser Entwicklungen zeigten sich z.B. darin, dass sich junge Paare mit niedrigem Einkommen aus dem Departement Moselle hier kein Wohneigentum mehr leisten konnten und in andere Regionen abwanderten. So heißt es bei Ramm (1999: 112) in zugespitzter Form: "Die Reproduktion der Bevölkerung in Moselle-Est wird also mehr und mehr durch den Zuzug junger Saarländer gesichert, deren Einkommen ausreicht, um sich dort eine Wohnung zu kaufen." Um junge Franzosen an die Region zu binden, wurden in einigen Gemeinden bestimmte Grundstücke und Immobilien für autochthone Einwohner reserviert. So konnte nur an Deutsche verkauft werden, wenn sich kein Käufer aus der Region gefunden hatte.

An der saarländisch-lothringischen Grenze an der Goldenen Bremm stehen eine deutsche und eine französische Telefonzelle einträchtig nebeneinander. Hier kann man - 100m von Deutschland entfernt - im deutschen Festnetz telefonieren.
Foto: C. Wille

Ein weiteres Problemfeld für das Zusammenleben zwischen Zugezogenen und autochthoner Bevölkerung wird darin gesehen, dass zwischen beiden Personengruppen relativ wenige Kontakte bestehen, was Ramm (1999) mit den bestehenden Siedlungsstrukturen erklärt. Viele Bürgermeister von lothringischen Gemeinden wollten von den Zuzügen der Saarländer profitieren (z.B. durch Wohnsteuereinnahmen) und richteten kommunale "lotissements" ein, die auf die Wünsche der Deutschen bzw. Saarländer abgestimmt waren.

Diese Neubaugebiete boten großzügige Wohnhäuser auf großen Grundstücken, die sich jedoch i.d.R. außerhalb des historisch gewachsenen Siedlungsverbands befinden. Diese strukturell angelegte Trennung zwischen Zugezogenen und Lothringern ist hinderlich für den sozialen Zusammenhalt bzw. für das Entstehen von sozialen Kontakten zwischen beiden Personengruppen (Ebd.).

Mangelnde Kontakte zwischen Saarländern und Lothringern können ebenso auf die Sprachkenntnisse zurückgeführt werden. Bei Ballschmiede (1998: 109) stufen die Deutschen ihre Französischkenntnisse als "befriedigend" ein, jedoch wird unterstrichen, dass sie oftmals keine Französischkenntnisse benötigen. Denn über die Hälfte der Befragten spricht Franzosen "auf der Straße" auf Deutsch, ein Drittel auf Französisch an. Lediglich ein Fünftel der Deutschen räumt sprachliche Schwierigkeiten ein, die aber weitgehend den Kontakt mit Behörden betreffen. Dies bestätigt ein Experte aus dem Saarland, der berichtet: 

"Die deutschen atypischen Grenzgänger reden eigentlich kein Französisch. Wie die das geschafft haben, sich dort Häuser zu kaufen und Autos umzumelden, ist mir ein Rätsel. Die tauchen dann unter Umständen bei der ASSEDIC – bei der Arbeitslosenversicherung – mit Dolmetscher auf, weil bei der ASSEDIC niemand deutsch redet." (Wille 2008).

Die unter den Zugezogenen verbreitete Praxis des Deutschen in informellen Lebensbereichen wird durch die Dialektsprecher – deren Zahl sich allerdings spürbar rückläufig entwickelt (Hughes 2000; EURES 1995: 24) – begünstigt, jedoch sind damit auch andere soziale Auswirkungen am Wohnort verbunden. So unterstreicht Auburtin (2002: 414): "En tout cas, cette méconnaissance du français voir l’utilisation volontaire de l’allemand peut rappeler chez certaines personnes âgées de "mauvais souvenirs" et donner le sentiment d’une nouvelle "invasion" […]."

 

Im saarländisch-lothringischen Grenzort Spicheren haben sich wegen seiner Nähe zu Saarbrücken eine bedeutende Zahl von Saarländern niedergelassen
Foto: C. Wille

Ebenso erläutert Ramm (1999: 114): "Es ist insofern ein psychologischer Aspekt, der die Moselaner verletzt und ihnen das Gefühl gibt, von den Neuankömmlingen "erobert" zu werden, da diese nicht nur sehr zahlreich sind, sondern auch ihre Kultur und ihre Gewohnheiten mitbringen."

Somit ist festzuhalten, dass die Sprachpraxis der Deutschen am Wohnort nicht nur unter pragmatischen Gesichtspunkten zu betrachten ist, sondern ebenso aus soziolinguistischer Perspektive, welche Identitätsfragen einschließt.

Subjektive Bewertung des Wohnortwechsels
Die überwiegende Mehrheit der befragten Deutschen wäre bereit, wieder nach Lothringen zu ziehen, was auf eine allgemeine Zufriedenheit hinsichtlich des Wohnortwechsels verweist. Zwei Fünftel haben fest eingeplant, ihren Lebensabend in Lothringen zu verbringen, und 85% können sich das gut vorstellen (Ballschmiede 1998: 138).