Hochvogesen

Tourismus in den Vogesen

Florian Wöltering

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Die Vogesen sind ein Grundgebirge aus metamorphen Gesteinen, welches im Osten Lothringens unter der französischen Schichtstufenlandschaft relativ abrupt hervortritt. Es ist für französische Verhältnisse dicht bewaldet (30%).

Bedingt durch tektonische Verwerfungen finden sich in diesem Übergangsbereich Thermalquellen wie Vittel und Bains-les-Bains.

Die größten Höhen erreicht das Massiv im südöstlichen Teil Lothringens mit 1 000 – 1 200 m; vorzeitliche Gletscherbewegungen sorgten hier dafür, dass die Gipfel zu runden Kuppen abgeschliffen worden sind, welche als Ballons bezeichnet werden.

Der Elsässer Belchen (Ballon d’Alsace external link) mit einer Höhe von 1 247 m liegt im äußersten Südosten Lothringens kurz hinter der Grenze zum Elsass.


Karte: Tourismus

 

Tourismus

Florian Wöltering, RWTH Aachen

Die schroffen Erhebungen bilden eine natürliche Barriere für die überwiegend von Westen heranziehenden Tiefdruckgebiete. Jahresniederschläge von mehr als 1 000 mm sind üblich, in den Gipfellagen können gar 2 000 mm erreicht werden.

Temperaturen und Vegetation korrelieren in den Vogesen deutlich mit der Höhe des Gebirges. So werden in den höheren Lagen, in denen ausschließlich Tannenwälder wachsen, Jahresmittel von 9° C erreicht. Wintertemperaturen unter 0° C und eine meist länger als 100 Tage währende, 10 cm dicke Schneedecke machen diese Region zu einem prädestinierten Skigebiet.

In jüngster Zeit leiden die Vogesen aber, wie viele andere Wintersportgebiete in den europäischen Mittelgebirgen, unter der Klimaerwärmung mit dem Resultat zunehmend unsicherer Schneeverhältnisse.

Vogesen

Neben ihrer natürlichen Ausstattung prägt die Land- und Forstwirtschaft das Bild dieser Region. Die ehemals charakteristische Almwirtschaft wird nur noch vereinzelt betrieben, konnte aber insgesamt betrachtet dem wirtschaftlichen Anpassungsdruck nicht standhalten.

Heutzutage dominieren Großbetriebe das Geschehen. Überreste der vergangenen Wirtschaftsform sind die gastronomisch genutzten Fermes auberges external link. In den Städten im Talbereich, ehemals wichtige Zentren der Textilwirtschaft und des Bergbaus, finden sich von der wirtschaftlichen Vergangenheit nur noch wenige Relikte. Mancherorts existieren kleine Museen, die diese Vergangenheit thematisieren.

Als vor etwa 150 Jahren diese der Strukturwandel noch bevorstand, war der Tourismus nur ein Randgeschäft. Ein Reiseführer mit dem Titel "Les Vosges et les Ardennes" erschien zwar bereits 1868, doch kamen die Reisenden damals eher vereinzelt.

Erst um die Jahrhundertwende lässt sich von umfangreicherem Tourismus berichten, er blieb jedoch lange Zeit regional begrenzt. Zentrum war Gérardmer und die Seen in den angrenzenden Talbereichen.

Wie in vielen Teilen der Großregion können auch die Thermalbäder in der Nähe der Vogesen als frühe Orte des Tourismus bezeichnet werden (Bains-les-Bains, Contrexéville, Plombières-les-Bains und Vittel). Der Aufschwung von Vittel external link zum modernen Thermalbad begann Mitte des 19. Jahrhunderts.

Der Schwerpunkt des Vogesen-Tourismus ist auch heute im südlichen Teil des Massivs zu finden, was auf die höheren Berge und die attraktive Seenlandschaft zurück zu führen ist. Dabei wird ein großer Teil der touristisch attraktiven Region vom Parc naturel régional des Ballons des Vosges external link eingenommen.

Er ist mit 3 000 km² einer der größten Naturparks Frankreichs und erstreckt sich über die Grenzen des lothringischen Departements Vosges hinaus in die Regionen Franche Comté und Alsace.

Der Park umfasst eine Vielzahl verschiedener biologischer Lebensräume, zu denen Hochweiden, Torfmoore, Tal-Kessel, Seen und Flüsse, die zahlreiche Badegäste anlocken, zählen.

Diese attraktive Landschaft ist von einem langen Netz gut ausgeschilderter Wanderwege (z. T. sind diese zu bestimmten Themen angelegt) durchzogen. Daneben existieren Routen für Mountainbikefahrer, Flugplätze für Gleitschirmflieger und Möglichkeiten für Bergsteiger.

Ballon d'Alsace

Diesen auf den Sommer beschränkten Aktivitäten stehen in der Wintersaison von Mitte Dezember bis Mitte März die umfassenden Wintersportangebote gegenüber. Die Reisenden haben zu dieser Zeit die Wahl zwischen sieben Skiressorts mit 120 Abfahrtspisten und 300 Kilometer Loipen. Womit diese Region deutlich das größte der drei Wintersportgebiete in der Großregion ist. Das größte Skigebiet der Vogesen external link selbst ist La Bresse-Hohneck, allein hier finden sich 37 Abfahrten, danach folgt die Region um Gérardmer.

Beide Skigebiete erfreuen sich bei den Gästen größter Beliebtheit. Mehr als drei Viertel der Tagesskifahrer nutzten 2008/09 die dortigen Abfahrten, wovon allein auf La Bresse-Hohneck 45 % entfielen.

Das Skirevier Lispach/La Bresse (Vosges)
Source : Alpenwiki
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Problematisch für diese Region ist die zunehmende Schneeunsicherheit. Das Skigebiet hat mit dem Winter 2006/07 eine sehr schlechte Saison hinter sich.

Im Vergleich zur Vorsaison brach die Anzahl der Skifahrer um beinahe 70 % ein (2005/06: 876 155; 2006/07: 289 710). Das zeigt eindrucksvoll, welche Schwierigkeiten die unsichere Klimalage den Mittelgebirgen macht.

In der Saison 2008/09 stieg die Anzahl der Skifahrer erfreulicherweise wieder, mit 765 637 Skifahrern wurden immerhin fast 90 % des sehr guten Ergebnisses von 2005/06 erzielt.

Obwohl nicht nur der Wintersport Touristen in die Region zieht, deckt sich der räumliche Schwerpunkt des Beherbergungsgewerbes mit dem der Skipisten.

Die Südvogesen teilen sich hinsichtlich der Erfassung touristischer Kennzahlen in drei Sektionen – Hautes Vosges Nord, Hautes Vosges Centre und Haut Vosges Sud – auf. Gemeinsam vereinen sie 64 % der Übernachtungskapazität des gesamten Départements Vosges auf sich.

Das Städtedreieck Gérardmer, Xonrupt-Longemer und La Bresse bildet das Zentrum der Beherbergungsangebote. Die drei Städte stellen 2 394 Campingstellplätze und 953 Hotelzimmer zur Verfügung, hinzu kommen noch die "Résidences du Tourisme", "Gîtes de France" und "Hébergements associatifs et collectifs", wozu auch die Ferienzentren zu zählen sind, die sich ebenfalls in diesem Städtedreieck konzentrieren. 

Besondere Bedeutung kommt dabei dem Kanton Gérardmer und seiner nördlichen Umgebung, vom Observatoire Départemental du Tourisme zur Sektion Hautes Vosges Nord zusammengefasst, zu.

Hier wird mehr als die Hälfte der Übernachtungskapazität der Region angeboten. Dies liegt vor allem an der Vielzahl von Campingmöglichkeiten im Kanton Corcieux.

Weitere Schwerpunkte bilden einerseits das Kanton Bussang im äußersten Südosten Lothringens, in der Sektion Hautes Vosges Sud, hier bieten 12 klassifizierte Hotels 181 Hotelzimmer und 7 Campingplätze 520 Stellplätze an.

Andererseits ist es die Gegend um die beiden Thermalbäder Plombières-les-Bains und Bains-les-Bains. 

In den drei Sektionen wurden 2008 etwa 1 165 000 Übernachtungen gezählt, 520 000 davon in der Hotellerie, 370 000 auf Campingplätzen und 275 000 in den so genannten Hébergements associatifs & collectifs.

 

Gérardmer, die "Perle der Vogesen"
Foto: Humbert, CERPA, 2001

Bei Letzteren liegen nur Angaben für 47 der 77 Einrichtungen dieser Kategorie vor. Weiterhin liegen für die Gîtes de France nur Angaben für das gesamte Département Vosges vor, wo diese Unterkünfte 160 000 Übernachtungen verbuchen.

Die Sektion Hautes Vosges Nord um Gérardmer wurde für rund 240 000 Hotel- und 280 000 Campingübernachtungen genutzt, womit sie mehr als 50 % aller Übernachtungen auf sich vereint.

 

Auf dem Donon, mit 1 008 m der zweithöchste Berg der Nordvogesen

Dabei fällt der große Anteil der Campingtouristen ins Auge. 75 % der Campinggäste der Südvogesen wählten diese Region als Urlaubsort. Die Saisonalität ist bei den Besuchern der Campingplätze stark ausgeprägt, hier sind die Monate Mai bis September von besonderer Bedeutung.

Unter allen Campinggästen des Départements Vosges sind dabei 63 % der Touristen aus dem Ausland angereist, mit 45 % insbesondere aus den Niederlanden, 9 % aus Deutschland und 5 % aus Belgien. Für den Anteil der luxemburgischen Gäste im Campingbereich liegen keine Zahlen vor. Im Vergleich der drei Sektionen erreicht Hautes Vosges Nord den größten ausländischen Gästeanteil - schätzungsweise 70 %.

Im Gegensatz zu den Campingübernachtungen überwiegen im Hotelbereich die einheimischen Gäste (77 %). Für die Monate Februar und August sind zwei Saisonspitzen zu beobachten.

Unter den ausländischen Hotelgästen stellten die Belgier mit 110 000 Übernachtungen die überwiegende Mehrheit, gefolgt von etwa jeweils 28 000 niederländischen und deutschen Übernachtungen.

 
Auch im Hotelbereich liegt - wie bereits bei der Analyse der Daten zur Campingtouristik - für die Luxemburger kein Wert vor. Beim Betrachten der  Verteilung der ausländischen Touristen fällt weiter auf, dass sie in den beiden zentralen Tourismussektionen etwa 30 % erreichen, in allen anderen Sektionen des Départements Vosges ihr Anteil aber deutlich unter 25 % liegt.
 

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Quellen


C.D.T. des Vosges 2008, Atlas géo-touristique 2008

Juillard, Etienne 1977: Atlas et géographie de l'Alsace et de la Lorraine. Paris.

Mesplier, Alain 2008: Le tourisme en France. Etude régionale. 10. éd. Montreuil: Bréal.

Parisse, Michel (Hg.) 1984: Lothringen. Geschichte eines Grenzlandes. Saarbrücken.

Pletsch, Alfred 2003: Frankreich. Darmstadt.

Rauch, André 1996: Vacances en France. De 1830 à nos jours. Paris.

Roth, Francois 1984: Lothringen heute. In: Parisse, Michel (Hg.): Lothringen. Geschichte eines Grenzlandes. Saarbrücken, S. 473–507.

Statistische Ämter der Großregion, diverse Statistiken.

Vosges Développement (2009): Chiffre clés du tourisme 2008.

Externe links 


Ballon d’Alsace (frz.) external link

C.D.T. des Vosges 2008, Atlas géo-touristique 2008 external link pdf

Fermes auberges external link

Parc naturel régional des Ballons des Vosges external link

Stadt Vittel Tourismus (frz.) external link

Vosges Développement (2009): Chiffre clés du tourisme 2008 (frz.) external link

Vogesen-Wintersport (frz.) external link