Rheinl.-Pfalz

Das Brauwesen in Rheinland-Pfalz

 

Florian Wöltering

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Rheinland-Pfalz ist Weinanbaugebiet Nummer 1 in Deutschland – zwei Drittel des in Deutschland produzierten Weins stammen aus dieser Region. Kam der Weinbau jedoch erst mit den Römern an Rhein und Mosel, besitzt die Bierbraukunst hier eine wesentlich längere Tradition.

Nach Tacitus und Plinius dem Älteren beherrschten bereits die Kelten und Germanen der Region die Fertigkeit „einen Saft aus Gerste und Getreide“ zu gewinnen. Zwar wurde mit der Machtübernahme Roms der Wein das dominierende alkoholische Getränk, doch konnte er das Bier nie vollständig verdrängen. Es ist dennoch zu konstatieren, dass der Weinbau die Entwicklung des Brauwesens im heutigen Rheinland-Pfalz bis zum Ende der Frühen Neuzeit deutlich hemmte.

Dies ist allerdings nicht nur dem an Rhein und Mosel allgegenwärtigen Konkurrenzprodukt Wein zuzuschreiben. Dass sich z. B. in Trier, ähnlich wie in Montabaur/Westerwald, keine ernstzunehmende Braukultur entwickelte, hatte sich die lokale Politik selbst zuzuschreiben. So war zwar der Import von Bier verboten – was der Entstehung eines lokalen Braugewerbes durchaus hätte zugutekommen können – doch erließen die Stadtoberen Mitte des 15. Jahrhunderts ein Braumonopol. Dieses zwang alle Wirte und Privatleute, ihr Bier im städtischen Brauhaus zu kaufen.


Karte: Brauwesen

Brauwesen

Florian Wöltering / Juliano de Assis Mendonça, RWTH Aachen

Das Brauhaus blieb lange Zeit der einzige Ort, an dem Bier ausgeschenkt werden durfte. Einzig die Klosterbrauereien waren von diesem Verbot nicht betroffen und konnten sich so einen gewissen Marktanteil sichern. Es dauerte bis etwa 1607, bis es auch privaten Wirtshäusern erlaubt war Bier auszuschenken – sie waren jedoch gezwungen ihr Bier weiterhin vom städtischen Brauhaus zu beziehen.

Zwar schien die Stadt mit der Verpachtung des städtischen Brauhauses in private Hände gegen Ende des 17. Jahrhunderts den Wirten entgegen zu kommen. Doch die Kapazitätsgrenze war bald erreicht und das städtische Brauhaus konnte die wachsende Zahl von Wirtshäusern nicht mehr zufriedenstellend versorgen. Erst als das Rheinland 1797 unter französische Herrschaft geriet, hoben die neuen Machthaber das Monopol auf.

Heinrich Schneider gründet 1861 die Lager-Bier Brauerei Schneider auf dem Grün’schen Hof in Hachenburg
Quelle: © Hachenburger Brauerei external link

Dass es auch anders ging, zeigt die Stadt Hachenburg im Westerwald. Dort existierte zwar ein städtisches Brauhaus, jedoch war es auch Wirten erlaubt eigenes Bier zu brauen – und das wurde rege genutzt. So stieg die Menge des produzierten Bieres von knapp 7 000l im Jahr 1488/89 auf nahezu 100 000l im Jahr 1696/97.

Ein nicht unerheblicher Teil wurde schon damals für den auswärtigen Absatz produziert: 1666 exportierte die Branche etwa 30% der Produktion ins nähere Umland. Und wurde 1488/89 nur etwa doppelt so viel Bier wie Wein produziert, lag das Verhältnis Ende des 17. Jahrhunderts bereits bei 1:10. Im Westerwald war die Konkurrenz des Weines allerdings weniger gegenwärtig als westlich des Rheins und zudem die Steuer auf Wein wesentlich höher.

Auf dem Land blieb die Brauwirtschaft zu dieser Zeit unbedeutend und in den meisten Fällen in der Hand von Klöstern oder Hausbrauereien, die überwiegend für den Eigenbedarf produzierten. Eine Ausnahme bildete lediglich das Kylltal, in welchem größere Hopfenanbaugebiete eine gewisse Anzahl von Brauereien versorgten.

Einen Aufschwung erlangte das Braugewerbe erst unter den bereits erwähnten Franzosen und in der Zeit der daran anschließenden preußischen Herrschaft. Die Franzosen läuteten mit der Aufhebung des Zunftzwangs und der Einführung der Gewerbefreiheit eine liberale Epoche ein, die ab 1815 unter preußischer Krone fortgesetzt wurde.

Damit waren die Brauereien nicht mehr vor Konkurrenz geschützt, was zwar den Wettbewerb ankurbelte, jedoch zunächst vor allem Qualitätsverluste zur Folge hatte. Ein Reinheitsgebot wie in Bayern, das den Qualitätsverlust hätte begrenzen können, existierte in Preußen nicht.

So hatten sich die Wettbewerbsbedingungen zwar verbessert, aber der Wettbewerb war weiterhin maximal regional, nicht aber überregional möglich. Denn das zu dieser Zeit fast ausschließlich obergärig gebraute Bier besaß nur eine geringe Haltbarkeit und war bei den damals vorherrschenden Transportmöglichkeiten nicht für einen Transport über längere Strecken geeignet.

Eingeschränkt wurde der Wettbewerb auch durch ein uneinheitliches Steuersystem. Dem trat die preußische Politik allerdings schon früh entgegen: Mit der Einführung einer den Konsumenten belastenden Braumalzsteuer 1819 und der preußischen Gewerbesteuer 1821 – diese war abhängig vom Malzverbrauch direkt abzuführen – galten im gesamtem preußischen Reichsgebiet dieselben Steuersätze.

Zusammengenommen legten Franzosen und Preußen damit den Grundstein für den Wandel des Braugewerbes im Rheinland. Aber schlechte Ernten und eine ungünstige Gesamtwirtschaftslage, die sich vor allem in nur mäßigen Konsum und Kapitalmangel niederschlugen, bremsten eine positive Entwicklung zunächst noch aus. Es dauerte bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, dass der zunehmende Wettbewerb sich auch in der Qualität des Bieres niederschlug.

Bis dahin hatten sich in der gesamten preußischen Rheinprovinz schon 2 172 Brauereien mit insgesamt 2 950 Arbeitern etabliert. Hier herrschten allerdings eklatante regionale Unterschiede. Denn die große Mehrheit der Brauereien lag in den dichter besiedelten Regionen des nördlichen Rheinlands zwischen Krefeld und Köln, während auf dem Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz nur 217 der 2 172 Brauereien tätig waren.

Zusätzlich zu den staatlichen Maßnahmen zuvor begünstigten ab Mitte des 19. Jahrhunderts mehrere Faktoren einen Aufschwung des Braugewerbes. Erstens entwickelte sich die Gesamtwirtschaftslage nun positiv: Die Bevölkerung wuchs und war aufgrund sinkender Lebensmittelpreise besser versorgt. Der Pro-Kopf-Verbrauch nahm zu.

Zweitens ermöglichte die Eisenbahn einen schnellen und günstigen Transport des Bieres. Drittens machten Innovationen in der Branche – z. B. die Möglichkeit des Brauprozess anhand verschiedener Messinstrumente zu überwachen – den Brauprozess kalkulierbarer und erhöhten die Qualität.

Anzahl der Brauereien nach Regierungsbezirken der preussischen Rheinprovinz 1849, 1907 und 1933
Quelle: Eigene Darstellung nach Fischer, Gert, Bierbrauen im Rheinland, Köln 1985

Viertens wurde die untergärige Braumethode im Rheinland auf breiter Front eingeführt, welche sich einerseits durch eine hohe Produktqualität und längere Haltbarkeit auszeichnete, andererseits aber durch ein aufwändigeres Brauverfahren. Fünftens wurde – zunächst eher zaghaft – das Flaschenbier eingeführt, womit neue Kundengruppen akquiriert werden konnten. Die Folge dieser Entwicklungen war: Das Bier bekam einen verlässlichen Geschmack, war länger haltbar und konnte per Eisenbahn regional und überregional vermarktet werden. Der potentielle Absatzmarkt hatte sich deutlich vergrößert.

Diesem größeren Absatzmarkt entsprachen die Brauereien mit Betriebsvergrößerungen, Produktspezialisierungen und Investitionen in Anlagen. Für den wachsenden Kapitalbedarf verfolgten sie Zusammenschlüsse und – insbesondere ab 1870 – die Gründung von Aktiengesellschaften. Daraus resultierte ein starker Konzentrationsprozess. Von den 1 569 im Jahr 1879/80 aktiven Brauereien waren 1906 nur noch 641 übrig, gleichzeitig weiteten die Brauereien aber die Gesamtproduktionsmenge in dieser Zeit von knapp 2,1 Mio. hl auf nahezu das dreifache (6,25 Mio. hl) aus.

Anzahl der Brauereibetriebe im Regierungsbezirk Trier nach Kreisen 1849, 1907 und 1933
Quelle: Eigene Darstellung nach Fischer, Gert, Bierbrauen im Rheinland, Köln 1985

Die Betriebsgröße nahm deutlich zu. Eine durchschnittliche Brauerei in der Rheinprovinz wuchs von einem Ausstoß von 1 332 hl im Jahr 1879/80 auf einen Ausstoß von 9 736 hl im Jahr 1906. War das Verhältnis zwischen obergäriger und untergäriger Bierproduktion um 1880 noch etwa ausgeglichen, hatte es sich bis 1906 mit 5:1 deutlich zugunsten des untergärigen Bieres geneigt.

Die für den Absatz günstigeren Produkteigenschaften des untergärigen Bieres ließen viele Brauereien in dieser Phase auf das neue Produkt setzen und das obergärige Bier zu einer Randerscheinung werden. Die Caspary-Brauerei in Trier schwenkte beispielsweise um, nachdem der Sohn des Inhabers sich die neue Braumethode auf Studienreisen angeeignet hatte. Da das Bier über längere Zeit gelagert werden musste, bevor es genießbar war, wurden außerhalb der Stadt im Heiligkreuzer Berg Kelleranlagen eingerichtet – sie sorgten für die notwendigen niedrigen Lagertemperaturen.

Forciert durch den steigenden Absatz verlagerte die Brauerei mit dem Bau neuer Produktionsgebäude ihren Standort Mitte der 1870er Jahre von der Innenstadt an den neuen Standort am Heiligkreuzer Berg außerhalb der Stadt. Die Caspary-Brauerei steht beispielhaft für die Mehrzahl der Brauereien, die zu dieser Zeit einen vergleichbaren Weg einschlugen. Die Nähe zu bergigen, felsigen Regionen, in denen sich Kühlanlagen einrichten ließen, verschaffte den Standorten im südlichen Rheinland zumindest zeitweise einen Vorteil.

Der Erste Weltkrieg beendete die lange Wachstumsphase abrupt. In dieser Zeit und der sich anschließenden Inflationsphase nahm die Branche eine verheerende Entwicklung. Zahlreiche Brauereien mussten während dieser Phase ihre Produktion einstellen. Ausschlaggebend waren vor allem die sinkende Kaufkraft und der Mangel der Rohstoffe Gerste, Malz und Hopfen.

Letzteres lag an wegbrechenden Importmöglichkeiten, überwiegend aber am Vorrang anderer Anbauprodukte im Zuge der Kriegswirtschaft. Es wurden Höchstpreise festgelegt und aufgrund der Bewirtschaftung des Marktes standen den Brauereien nur festgelegte Rohstoffkontingente zu. Diese lagen im schlimmsten Fall bis zu 90% unter dem Niveau des Vorkriegsniveaus. Die Folge war ein sinkender Anteil der Stammwürze und damit hohe Qualitätseinbußen.

Zur Erleichterung wurde zwar zeitweise das Reinheitsgebot aufgehoben, die obergärigen Brauereien, die an dieses Gebot nicht gebunden waren, konnten dennoch Marktanteile zurückerobern. Ihr Anteil lag nach dem Krieg wieder bei rund einem Drittel des Gesamtausstoßes. Eine zusätzliche Belastung für die Brauereien ergab sich aus der Reichsbiersteuer. Da der Malzverbrauch aufgrund der Kontingentierung stark zurückgegangen war, sanken die Einnahmen aus der an den Malzverbrauch gekoppelten Bierproduktion ebenfalls stark. Die Regierung ging daher dazu über die Ausstoßmenge zu besteuern.

Mit dem Ende des Krieges besserte sich die Lage für die Brauereien nicht. Aufgrund der Lebensmittelknappheit blieben Kontingentierungen und Höchstpreise erhalten. Die Besetzung des Rheinlandes schnitt zudem überregional tätige Brauereien von ihren Absatzgebieten östlich des Rheins ab.

Die Bierqualität blieb zunächst schlecht und französische und andere ausländische Biere profitierten, da ihr vollwertiges Bier auf dem deutschen Markt kaum Konkurrenz hatte. Die deutschen Brauereien hatten Schwierigkeiten dem zu begegnen. Ihnen war nur ein Ausstoß auf dem Niveau des durchschnittlichen Vorkriegsniveaus erlaubt. Darüber hinausgehende Mengen wurden von der Reichsbiersteuer erheblich belastet.

Die größeren Brauereien versuchten dies zu umgehen, indem sie Kontingente von kleineren Brauereien aufkauften. So erweiterte die bereits erwähnte Caspary-Brauerei beispielsweise ihr Braurecht auf diese Weise auf 110 000 hl. Viele der kleineren Brauereien waren den starken Belastungen des Nachkriegsmarktes ohnehin nicht gewachsen.

Arbeiter im Braugewerbe im Regierungsbezirk Trier nach Kreisen 1849, 1907 und 1933
Quelle: Eigene Darstellung nach Fischer, Gert, Bierbrauen im Rheinland, Köln 1985

Mit dem Ende der Inflation und der Aufhebung der Zwangsbewirtschaftung im Jahre 1924 entspannte sich die Lage für einige Jahre, mit Beginn der Weltwirtschaftskrise stürzte die Branche dann aber erneut tief ab. Viele der von den Brauereien aufgenommenen Kredite wurden von den Gläubigern zurückgefordert, der Staat erhöhte aufgrund eigenen Kapitalbedarfs die Biersteuer erheblich und die Nachfrage brach ein.

Bis 1933 hatte sich die Brauereilandschaft auf dem Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz stark ausgedünnt. Es existierten nur noch 40 Brauereien, die etwa 1 250 Arbeiter beschäftigten Davon waren 15 Brauereien mit mehr als 750 Beschäftigten in den Städten Trier und Koblenz ansässig. Nur die Kreise Altenkirchen, Bitburg, Mayen und Kreuznach beheimateten noch eine nennenswerte Anzahl Brauereien oder zumindest im Gewerbe beschäftigte Arbeiter.

Anzahl der Brauereibetriebe im Regierungsbezirk Koblenz nach Kreisen 1849, 1907 und 1933
Quelle: Eigene Darstellung nach Fischer, Gert, Bierbrauen im Rheinland, Köln 1985

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde auch die Brauwirtschaft dem NS-Wirtschaftssystem einverleibt. Sie war in regionale Bezirksgruppen und als Getreideverbraucher in den Reichsnährstand integriert. Zwar nahm die Brauwirtschaft eine positive Entwicklung.

Dies war jedoch eher der Gesamtwirtschaftslage geschuldet als einer gezielten Politik der Nationalsozialisten. Das änderte sich mit Beginn des Zweiten Weltkrieges.

Ähnlich wie zur Zeit des Ersten Weltkrieges war die Branche mit einer Zwangsbewirtschaftung, einer Stammwürzereduzierung und einer Aussetzung des Reinheitsgebots konfrontiert. Die Folgen für die Branche waren vergleichbar mit denen des Ersten Weltkriegs. Hinzu kamen Zerstörungen in Folge des Luftkrieges.

Unmittelbar nach Kriegsende war für viele Brauereien an eine Ankurbelung oder Wiederaufnahme der Produktion nicht zu denken. Trotz der misslichen Lage gründete sich bereits im Juni 1945 der „Verband Mittelrheinischer Brauereien e. V.“ und auch überregionale Zusammenschlüsse in Verbänden waren schnell geknüpft.

Die Brauereien, welche die Produktion nach dem Krieg und in der unmittelbaren Nachkriegszeit wieder aufgenommen und durchgehalten hatten, erlebten ab 1949 einen Boom sondergleichen. Im einsetzenden „Wirtschaftswunders“, währenddessen Wohlstand für weite Teile der rheinland-pfälzischen Bevölkerung erreicht werden konnte und die Konsumneigung der Verbraucher zunahm, stieg der Bierverbrauch je Einwohner von 22,7l 1949 auf 141,1l 1970.

Von diesem Wachstum profitierten in besonderer Weise die Brauereien, welche auf die herbe Variante Pilsener Brauart setzten. Letzteres behauptete sich deutlich gegen das obergärige und das ebenfalls untergärige Exportbier. 1983 konsumierten die Einwohner in Rheinland-Pfalz und im Saarland zu 71 % Pilsbier.

Eine dieser Brauereien war die Bitburger Brauerei. Sie durchlief zum Ende des 19. Jahrhunderts zunächst die typische Entwicklung vieler Brauereien: Investitionen in bestehende und neue Produktionsanlagen, Wechsel zur untergärigen Bierproduktion, Erlangung von Braukontingenten nach dem Ersten Weltkrieg und dadurch Stabilisierung des Absatzes.

Ab den 1930er Jahren ging die Brauerei jedoch in die Offensive und begann ihr mehrfach prämiertes Bitburger Pilsener überregional – auch in Flaschen – zu vermarkten.

Der Ausstoß erreichte im Jahr 1938 erstmals die 100.000er Marke. Damit besetzte sie noch vor dem Zweiten Weltkrieg eine Nische in dem vom Exportbier dominierten Markt. Die Konzentration auf die Flaschenbierproduktion und das Pilsbier machte sie dann in der Nachkriegszeit schnell zum neuen Branchenprimus in Rheinland-Pfalz.

Der Bierausstoß konnte von 200 000 hl im Jahr 1961 auf 1,8 Mio. hl im Jahr 1982 gesteigert werden. Inzwischen ist die Marke Bitburger Pils mit mehr als 4 Mio. hl im Jahr 2012 die drittbeliebteste Marke auf dem deutschen Markt.

 
Arbeiter im Braugewerbe im Regierungsbezirk Koblenz nach Kreisen 1849, 1907 und 1933
Quelle: Eigene Darstellung nach Fischer, Gert, Bierbrauen im Rheinland, Köln 1985

Trotz dieser positiven Entwicklung hatten in Rheinland-Pfalz seit 1950 fast 50 Brauereien ihre Pforten geschlossen, so dass sich der Konzentrationsprozess fortsetzte. Auslöser dieser Entwicklung war die Stagnation des Pro-Kopf-Konsums in den 70er und 80er Jahren und der seit den 90er Jahren bis heute ungebrochene Rückgang. Der dadurch ausgelöste Verdrängungswettbewerb bedeutete für viele Brauereien das Ende, sei es durch Verkauf an andere Brauereien oder die Einstellung des Betriebs.

Die Bitburger Brauerei ging sehr erfolgreich aus diesem Verdrängungswettbewerb hervor und zählt als Bitburger Holding GmbH (dazu gehören heute die Brauereien und Marken König Pilsener, Licher, Köstritzer, Wernersgrüner und Königsbacher) aktuell zur viertgrößten Brauereigruppe auf dem deutschen Markt. 

Koblenzer Brauerei
Foto: cc Wolkenkratzer

Neben der Bitburger Brauerei existieren 2012 zehn mittelständische Brauereien, die einen regionalen Absatzmarkt bedienen. Viele von ihnen kauften in ihrem Überlebenskampf ebenfalls Wettbewerber auf oder taten sich mit Konkurrenten zusammen.

Beispiele sind die Park & Bellheimer AG – 1995 fusionierte sie nach dem Aufkauf diverser Brauereien zur Parkbrauerei und Bellheimer Privatbrauerei K. Silbernagel AG – oder die Erzquell-Brauerei, die 1976 aus einer Fusion der Bielsteiner Brauerei mit der Siegtal-Brauerei hervorging.

Eine besondere Entwicklung nahm die seit 1885 an ihrem derzeitigen Standort in Koblenz brauende Königsbacher Brauerei AG. Sie wurde 1992 von der saarländischen Karlsberg-Gruppe übernommen. 2010 erstand die Bitburger Gruppe die Markenrechte von Königsbacher Pils, ließ es jedoch nach wie vor von Karlsberg am Standort in Koblenz brauen. 2012 verkaufte Karlsberg den Standort wiederum an lokale Investoren, die dort die Koblenzer Brauerei GmbH gründeten.

 

Quellen


Antz, E. L., Pfälzische Braukunst. Zum 50jährigen Jubiläum der Firma Heinrich Treiber, Brauerei Feldschlösschen Oggersheim, Oggersheim.

Bitburger Brauerei Th. Simon GmbH, Chronik der Bitburger Brauereien. Brautradition seit 1817, Trier.

Fischer, Gert (1985): Bierbrauen im Rheinland, Köln.

Hofmacher, Klaus (1998): Biervielfalt an Rhein und Maas. Eine Geschichte mit Zukunft. In: Fritz Langensiepen und Jürgen Sieckmeyer (Hg.): Bierkultur an Rhein und Maas, Bonn, S. 95–105.

Imhof, Thomas (1998): Bitte ein Bit. Schlüsselfaktoren einer Eifeler Brauerei-Karriere. In: Fritz Langensiepen und Jürgen Sieckmeyer (Hg.): Bierkultur an Rhein und Maas, Bonn, S. 75–84.

Jungbluth, Moritz/Jungbluth, Uli (2010): Bier im Westerwald. Vom Kräutergebräu zum Hopfenbier – Bierbrauen auf dem Gebiet des heutigen Westerwaldkreises, Selters.

Konrads, Ingo (1998): Das Grüne Gold. Hopfenanbau im Rheinland gestern und heute. In: Fritz Langensiepen und Jürgen Sieckmeyer (Hg.): Bierkultur an Rhein und Maas, Bonn, S. 181–193.

Langensiepen, Fritz; Sieckmeyer, Jürgen (Hg.) (1998): Bierkultur an Rhein und Maas, Bonn.

Externe Links 


Barth-Haas Group, Beer Production. Market Leaders and their Challengers in the Top 40 Countries in 2010 external link pdf