Naturräuml. Gliederung

Naturräumliche Gliederung

Thomas Schneider (2007)

        Quellen

Einführung


Die Karte zeigt eine auf einem einheitlichen Konzept basierende naturräumliche Gliederung der Großregion. Dargestellt sind die naturräumlichen Regionen, deren Haupteinheitengruppen (Hauptgruppen) sowie die naturräumlichen Haupteinheiten, erstellt nach dem Konzept von Meynen & Schmithüsen (1953-1962). Die Haupteinheitengruppen werden erst ab dem Maßstab von 1:1,2 Mio. dargestellt, die Haupteinheiten ab dem Maßstab 1:600 000.

 

Ãœberblick


Die Erdoberfläche – Zusammenwirken unterschiedlichster Kräfte
Die heutige Form der Erdoberfläche ergibt sich aus einem komplexen Zusammenwirken unterschiedlichster Faktoren. Neben den abiotischen Faktoren wie Relief, Klima, Wasserhaushalt, Boden und geologischem Bau sind biotische Faktoren wie Vegetationsformationen, Flora und Fauna und insbesondere auch der Einfluss des Menschen ausschlaggebend auf das Erscheinungsbild der Erdoberfläche.

Gliederung der Erdoberfläche – historisch
Schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts wird dieses Thema bei Landeskundlern, Geographen, Biologen und anderen mit den räumlichen Strukturen Beschäftigten intensiv diskutiert. Schon Alexander von Humboldt grenzt Erdräume nach den oben genannten Kriterien ab und benutzt inhaltlich den später als „Naturräumliche Einheit“ bezeichneten Begriff.

Besonders der deutsche Geograph und Landschaftsökologe Josef Schmithüsen1 (1909–1984) hat sich mit der begrifflichen Fassung auseinandergesetzt.


Karte: Naturräumliche Gliederung

Naturräumliche Gliederung

Thomas Schneider, Merzig

Vogesen

Das System der naturräumlichen Gliederung
Die naturräumliche Gliederung ist ein seit den 1940er Jahren aufgebautes System einer hierarchischen Landschaftsgliederung. Sie grenzt naturräumliche Einheiten oder Naturräume auf mehreren Hierarchieebenen voneinander ab.

Als Naturraum wird dabei eine Landschaft bezeichnet, die sich durch gleiche abiotische, biotische oder anthropogene Faktoren auszeichnet.

Die einzelnen Naturräume sind räumliche „Individuen“, die in ihrem Gesamtcharakter sich in einzelnen, mehreren oder auf kleiner Ebene sogar in allen Faktoren von den benachbarten Flächeneinheiten unterscheiden.

Im System von Meynen & Schmithüsen (1953-1962) werden die Naturräume in 7 Hierarchieebenen dargestellt:

1.    Großregion
2.    Region
3.    Haupteinheitengruppe (Großeinheit)
4.    Haupteinheit
5.    Untereinheit
6.    Teileinheit
7.    Grundeinheit (Fliese)


Übersicht über die Naturräumliche Gliederung der Großregion, erstellt nach dem Konzept von Meynen & Schmithüsen (Ebenen 1-4)


NATURRÄUMLICHE GROSSREGION:
MITTELEUROPÄISCHE MITTELGEBIRGE UND STUFENLÄNDER

Naturräumliche Region: Ardennen (mit Vorland)
    Haupteinheitengruppen:
    Condroz und Maas-Sambre-Saum
        Östliches Condroz
        Westliches Condroz
        Maas-Sambre-Saum
        Lütticher Maastal

    Famenne
        Östliches Famenne
        Westliches Famenne

    Herver Land
        Herver Land

    Niederardennen
        Niederardennen

    Mittelardennen
        Hochfläche von Neufchateâu und Bastogne
        Westliche Talardennen
        Semois-Ardennen

    Hochardennen und Hohes Venn
        Ourthe-Bergland
        Bergland von Tailles
        Bois des Pays
        Hoëgne-Bergland
        Büttgenbach-St. Vither Hochfläche
        Hohes Venn

Naturräumliche Region: Rheinisches Schiefergebirge
    Haupteinheitengruppen:
    Westeifel und Ösling
        Islek und Ösling
        Ruhreifel
        Westliche Hocheifel

    Osteifel
        Östliche Hocheifel
        Münstereifeler Wald und Nordöstlicher Eifelfuß
        Ahreifel
        Moseleifel
        Kalkeifel
        Kyllburger Waldeifel

    Moseltal
        Wittlicher Senke
        Mittleres Moseltal
        Unteres Saartal

    Hunsrück
        Rheinhunsrück
        Simmerner Mulde
        Moselhunsrück
        Soonwald
        Hunsrückhochfläche
        Hoch- und Idarwald
        Saar-Ruwer-Hunsrück

    Mittelrheingebiet
        Mittelrheinisches Becken
        Unteres Mittelrheingebiet
        Oberes Mittelrheintal

    Giessen-Koblenzer Lahntal
        Limburger Becken
        Unteres Lahntal

    Westerwald
        Niederwesterwald
        Hoher Westerwald
        Oberwesterwald
        Dilltal

    Taunus
        Westlicher Hintertaunus

    Bergisch-Sauerländisches Gebirge
        Mittelsiegbergland
        Südsauerländer Bergland
        Siegerland

Naturräumliche Region: Saar-Nahe-Bergland
  
  Haupteinheitengruppen:
   
Saar-Nahe-Bergland
        Soonwaldvorstufe
        Sobernheimer Talweitung
        Nohfelden-Hirsteiner-Bergland
        Kaiserslauterer Senke
        Nordpfälzer Bergland
        Oberes Nahebergland
        Merziger und Haustädter Buntsandstein-Hügelland
        Prims-Hochland
        Prims-Blies-Hügelland
        Hochwaldvorland
        St. Ingberter Senke
        Saar-Kohlen-Wald
        Warndt
        Mittleres Saartal und Saarlouiser Becken

Naturräumliche Region: Haardtgebirge
    Haupteinheitengruppen:
    Haardtgebirge
        Pfälzer Wald und Nordvogesen
        Dahn-Annweiler-Philippsbourger-Felsenland
        Pfälzer Wald und Nordvogesen

Naturräumliche Region: Vogesen
    Haupteinheitengruppen:
    Vogesen
        Hochvogesen
        Südwestvogesen – Vôge
        Mittelvogesen
        Vogesen-Randplatten
        Nördliche Sandsteinvogesen

Naturräumliche Region: Lothringer Stufenland
  
  Haupteinheitengruppen:
  
  Gutland
        Semois-Gutland
        Wälder von St. Leger und Virton
        Vire-Alzette-Gutland
        Luxemburger und Ferschweiler Sandsteinhochfläche
        Mosel-Saar-Gau und Ostluxemburger Gutland
        Bitburger Gutland und Öslingvorland

    Lothringisch-Saarländisches Muschelkalkgebiet
        Merziger Muschelkalkplatte
        Saarbrücken-Kirkeler Wald
        Westrich
        Saar-Nied-Gau
        Nied-Rossel-Gau
        Bist-Rossel-Stufe
        Saar-Isch-Gau
        Saar-Blies-Gau

    Ostlothringische Hochfläche
        Mosel-Liasplatten
        Nied-Kanner-Keuperland
        Nied-Seille-Keuperland
        Metzer Moseltal

    Vogesenvorland-Ebenen
        Becken von Nancy
        Meurthe-Mosel-Stufenland
        Saintois
        Monts Faucilles (Stufenland von Vittel)

    Lothringer Braunjuraland
        Plateau von Haye
        Grand Couronne
        Moselstufe und Moselhöhen
        Mouzon-Hügelland und Ebene von Bagneux
        Moseltal von Pont-à-Mousson
        Chiershöhen und Hohes Land
        Moselstufe und Moselhöhen

    Woëvre
        Woëvre
        Maastal und Becken von Stenay

    Maashöhen und Barrois
        Östliche Maashöhen und Maasstufe
        Ebene des Barrois
        Westliche Maashöhen
        Mouzon-Maas-Höhen
        Mittleres Maastal

    Argonnen
        Argonner Hügelland
        Argonner Wald
        Forêt de Belval et de Lisle
        Saulx Hügelland und Forêt des trois Fontaines
        Becken des Ornain

Naturräumliche Region: Rheingraben
    Haupteinheitengruppen:
    Nördliches Oberrheintiefland

        Rheinhessisches Tafel- und Hügelland
        Unteres Nahehügelland
        Untere Naheebene
        Nördliche Oberrheinniederung
        Vorderpfälzer Tiefland
        Haardtrand

    Rhein-Main-Tiefland
        Ingelheim-Mainzer Rheinebene

 

NATURRÄUMLICHE GROSSREGION:
MITTELEUROPÄISCHES TIEFLAND

Naturräumliche Region: Mittelbelgische Lehmgebiete
Haupteinheitengruppen:
    Mittelbelgische Lehmgebiete

        Mittelbelgische Lehmgebiete

Naturräumliche Region: Rheinebene
    Haupteinheitengruppen:
    Niederrheinische Bucht
        Köln-Bonner Rheinebene
        Zülpicher Börde

Condroz
Ardennen
Bliesgau
Woëvre
Saar-Nahe-Bergland
 
 

Anmerkung


1) Joseph Schmithüsen beschäftigte sich mit Pflanzengeographie, Landschaftsforschung, Wirtschafts- und Kulturgeographie sowie rheinischer und luxemburgischer Landeskunde. Er gilt als Mitbegründer der Biogeographie.

Nach seinem Studium beschäftigte sich mit der sog. Westforschung und arbeitete 1940 für die Nationalsozialisten als volkskundlich-geographischer Berater in Luxemburg. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Luxemburg war er mit dem Aufbau der "Volksdeutschen Bewegung" beauftragt.

Später lehrte er an der TH Karlsruhe und zuletzt bis 1977 an der Universität des Saarlandes.


Quellen


Meynen, E. & J. Schmithüsen (1953-62): Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands / Bd. 1 u. 2. Remagen/Bad GodesbergÂ