Eisen- und Stahl
Eisen- und Stahlindustrie (Überblick)
Paul Thomes, Marc Engels (2010)
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Die Karte zeigt die Verteilung von Eisenhütten, Stahlwerken und Walzwerken in drei Zeitschnitten: Im Jahr 1912 kurz nach der Gründung der ARBED für die Hochphase, im Jahr 1965 noch vor der Stahlkrise der frühen 70er Jahre und im Jahr 2007 für die Konsolidierung im Zuge der jüngeren Entwicklung.
Die Wiege der modernen kontinentaleuropäischen Eisen- und Stahlindustrie stand in der Großregion. Ihre Existenz verdankt sie den lokalen Standortfaktoren Holz, Wasser, Kohle, als energetische Basis, sowie den ausgedehnten Eisenerzlagerstätten. Die bis in die Römerzeit und darüber hinaus zurück zu verfolgenden, kleingewerblichen Strukturen wuchsen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in protoindustrielle Dimensionen hinein. Seit den 1820er Jahren entfaltete die Branche eine beachtliche, über die Region weit hinausreichende ökonomische Relevanz. |
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Sie erwuchs zu einer der Kernkomponenten des Industrialisierungsprozesses und beeinflusste fortan wechselwirksam nicht nur die sozial-ökonomischen Strukturen der heutigen Großregion. Die einst die Entwicklung bestimmenden lokalen Standortfaktoren verloren in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dramatisch an Relevanz, da aufgrund höchst effizienter Transportinfrastrukturen zunehmend nicht mehr die Rohstoffvorkommen sondern Verkehrsverbindungen die Produktionsstandorte definierten. Die heute existierenden Werke beziehen ihre Rohstoffe vom globalen Markt, ebenso wie sie den globalen Markt mit ihren Erzeugnissen beliefern. |
Entsprechend spielen Weltmarktkonjunkturen mehr denn je eine Rolle für Erfolg oder Misserfolg. Im Ergebnis hat sich seit Beginn der 1970er Jahre die Zahl der Standorte im Zuge einer intensivierten Internationalisierung kontinuierlich verringert. Allerdings existieren bis heute in allen Staaten der Großregion noch Eisen- und Stahlstandorte. Mit ArcelorMittal hat auch der weltgrößte Stahlkonzern seinen Sitz in Luxemburg. Auf das Unternehmen entfielen 2008 rund zehn Prozent der Weltstahlproduktion; eine bemerkenswerte Konstellation, die sich unter Rückgriff auf langfristig akkumuliertes Know-how im Kontext eines hohen Spezialisierungsgrads, der offensichtliche Standortnachteile bis zu einem gewissen Grad zu kompensieren vermag, erklären lässt. |
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Völklingen 1950/60http://geow.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/ei192?id=1358&task=view#sigProId6d023af2c3 Quelle: Landesarchiv Saarland |
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Davon abgesehen erwies sich die an Höhen und Tiefen so reiche Eisen- und Stahlindustrie der GR seit jeher als integrierender Gestaltungsfaktor. In einem wechselwirksamen Prozess trugen transnational agierende Unternehmer und Unternehmen durch ihr vielfältig gestalterisches Handeln in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik wesentlich zur Wahrnehmung des durchgrenzten Reviers als Einheit bei; ein Aspekt, den die begleitenden Texte ob seiner Bedeutung für das Wesen der Großregion in einem Europa der Regionen explizit aufgreifen. |