Lor-Saar
Lothringen - Saarland
Christian Wille / Interregionale Arbeitsmarktbeobachtungsstelle
Quellen | Links |
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Grenzgänger aus Frankreich im Saarland 1998-2008http://geow.uni.lu/index.php/de/articles/ar65/gg191/mobilitpol-sllr-mainmenu-352/lor-saar-mainmenu-353?id=1573&task=view#sigProId09afcbee33 Quelle: BA |
Der Strom der Grenzgänger aus Frankreich ins Saarland hat eine lange Tradition, was u.a. die Beratungsaktivitäten der Arbeitskammer des Saarlandes belegen: seit 1969 bietet sie ein entsprechendes Angebot für Grenzgänger an (Rüth-Mailänder 1993: 18). In den 1970er Jahren sind im Saarland die ersten massiven Einstellungswellen von Franzosen zu verzeichnen, was z.T. auf die Neugründungen von Ford, Michelin und auf die Expansion der Dillinger Hütte zurückzuführen ist. So erinnert sich ein Personalverantwortlicher aus der Metallverarbeitung: "Ich kann mich noch erinnern, als wir die Franzosen aus Lothringen angeworben hatten. Das war so 1972 oder 1973, da ging der Personalchef persönlich nach Lothringen in die Cafés und hat für das neue Stahl- und Walzwerk geworben." Seitdem sind die Grenzgängerzahlen stetig gewachsen bis zur Trendwende im Jahr 2001. Diese ist zunächst auf ein geändertes statistisches Erfassungsverfahren zurückzuführen, nach welchem ab 2002 die in Deutschland beschäftigten Zeitarbeitnehmer aus Frankreich nicht mehr zentral im Saarland, sondern direkt an den jeweiligen Arbeitsorten erfasst werden (EURES 2007). |
Dennoch ist nach 2002 ein realer Rückgang der Grenzgänger aus Frankreich festzustellen, so dass ihre Zahl in 2006 erstmalig die 21 000er Grenze unterschritt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich unter den einpendelnden Personen aus Frankreich knapp ein Drittel Deutsche befinden (6 678), deren Zahl sich seit 1998 um 27,2% erhöht hat. Im gleichen Zeitraum (1998-2008) pendeln gegenläufig dazu 10,4% weniger Franzosen ins Saarland ein. Ohne die positive Entwicklung des atypischen Grenzgängerwesens wäre der Rückgang des Grenzgängerstroms aus Frankreich ins Saarland weitaus stärker ausgeprägt. Als Gründe für den skizzierten Rückgang der Einpendler aus Frankreich wird neben der angespannten Arbeitsmarktsituation im Saarland vor allem die Konzentration der Grenzgänger im verarbeitenden Gewerbe angeführt, wo zwischen 2003 und 2005 ca. 3 000 Arbeitsplatz abgebaut wurden (Batto / Neiss 2007: 2). Eine weitere Erklärung ist in der wachsenden Sprachbarriere zu sehen, da die nachrückenden Generationen den lothringischen Dialekt deutlich weniger beherrschen. |
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Beschäftigungsentwicklung von Grenzgängern aus Frankreich im Saarland nach Wirtschaftszweigen 2000-2008 (Anzahl Arbeitsplätze)http://geow.uni.lu/index.php/de/articles/ar65/gg191/mobilitpol-sllr-mainmenu-352/lor-saar-mainmenu-353?id=1573&task=view#sigProId6062e75370 Quelle: BA, eigene Berechnungen |
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Ein Bus der Linie Moselle-Saar 1 (MS1) von Saarbrücken ins lothringische St. Avold am Saarbrücker Hauptbahnhofhttp://geow.uni.lu/index.php/de/articles/ar65/gg191/mobilitpol-sllr-mainmenu-352/lor-saar-mainmenu-353?id=1573&task=view#sigProId5ef0b38854 Foto: Helfer 2009 |
Der Generationenwechsel macht sich weiterhin bemerkbar: Aufgrund der grenzgängerischen Tradition an der Saar zählen viele Lothringer inzwischen zu den älteren Arbeitnehmern, die das gesetzliche Renteneintrittsalter erreichen oder im Rahmen vom Frühverrentungsmaßnahmen aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Die frei werdenden Stellen werden dann oft nicht neu besetzt (EURES 2007). Wie bereits angedeutet bildet das verarbeitende Gewerbe den größten Beschäftigungsschwerpunkt von Grenzgängern aus Frankreich im Saarland (46,1%), gefolgt von unternehmensnahen Dienstleistungen (17,2%) sowie von Handel und Reparatur (13,7%). In diesen Branchen sind seit 2000 Beschäftigungsrückgänge auszumachen, wobei die unternehmensnahen Dienstleistungen – gemessen an den hier beschäftigten Grenzgängern – mit -48,8% am stärksten betroffen sind, gefolgt vom Baugewerbe (-45,1%) und vom verarbeitenden Gewerbe (-6,3%). |
Angesichts der erläuterten Verteilung der aus Frankreich einpendelnden Arbeitskräfte nach Wirtschaftsbranchen erstaunt es nicht, dass die Grenzgänger im Jahr 2008 überwiegend an Standorten des verarbeitenden Gewerbes bzw. der Metallverarbeitung oder der Automobil- und Zuliefererindustrie arbeiten. So sind mehr als die Hälfte der Grenzgänger im Stadtverband Saarbrücken (57,8%), gut ein Fünftel (21%) im Kreis Saarlouis und 13,8% im Saarpfalz-Kreis beschäftigt. Die rückläufige Entwicklung der Einpendlerzahlen aus Frankreich macht sich insbesondere im Beschäftigungszentrum Stadtverband Saarbrücken bemerkbar, wo die Grenzgängerzahlen seit 2000 um ein Viertel eingebrochen sind und heute (2008) bei 11 743 liegen. Mit 3,7% verzeichnet der Kreis Saarlouis im gleichen Zeitraum einen leichten Grenzgängerzuwachs. |
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Grenzgänger aus Frankreich im Saarland nach Arbeitsorten 2000-2008 (Landkreise)http://geow.uni.lu/index.php/de/articles/ar65/gg191/mobilitpol-sllr-mainmenu-352/lor-saar-mainmenu-353?id=1573&task=view#sigProId75408e2b9d Quelle: BA, Berechnungen IBA / OIE |