Gorze
Der frühmittelalterliche Leihebesitz des Klosters Gorze
Brigitte Kasten, Jens Schäfer
Quellen | Links |
Kurzer Abriss der Geschichte Chrodegang entstammte einer adeligen Familie aus dem Haspengau (Hesbaye). Vor seiner Weihe zum Bischof von Metz 742 war er als referendarius am Hof des Hausmeiers Karl Martell (†741) tätig. Nach dem Dynastiewechsel gehörte er unter dessen Sohn König Pippin zu den engen Vertrauten des Königs und zur Spitze des fränkischen Episkopats. Er reiste in Pippins Auftrag 753 zu Verhandlungen mit Papst Stephan II. nach Rom, der ihn 754 zum Erzbischof erhob. Chrodegang starb am 6. März 766 und wurde im Kloster Gorze bestattet. Schon der Gründer versuchte von Gorze aus, einen Klosterverband aufzubauen und entsandte Mönche in die Klöster Gengenbach und Lorsch. Zum Mittelpunkt einer Reformbewegung wurde es dann unter Bischof Adalbero I. (929-954), als diese sich von Gorze aus auf andere lothringische Klöster ausbreitete. Seit dem 13. Jahrhundert verlor Gorze mehr und mehr an Bedeutung. Während der Religionskriege wurde es 1552 zerstört. Bis zur Auflösung im 18. Jahrhundert bestand es nur noch aus einer kleinen Gemeinschaft. |
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Quellenbasis Das Chartular liegt heute nicht mehr im Original vor. Die Auswertung der Besitzverhältnisse erfolgt ausschließlich auf Grundlage der für die Karte relevanten, also identifizierbaren Orte und den in den Tabellen zu Schenkungsbesitz und verliehenem Besitz zusammengetragenen Informationen. Berücksichtigt werden die Anzahl der Güter sowie die Anzahl der Orte, wo sich diese Güter befanden. Nicht berücksichtigt werden die Größe, die Nutzungsart und die landwirtschaftliche Einheit der Güter. |
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Bischof Chrodegang von Metz, Gründer des Klosters Gorze, Kirchenfenster Saint-Symphorien, Metzhttp://geow.uni.lu/index.php/de/articles/ge57/ml945/go957#sigProId84427bc053 Quelle: Paroisse Saint Symphorien, Metz |
Grundbesitz Mit Auconville, Bussières, Soiron, Tantelainville und Jouy-aux-Arches lagen einige Güter in direkter Nähe zu Gorze, in Scy-Chazelles wurden dem Kloster an zwei Stellen Weinberge geschenkt. Betrachtet man den Gesamtbesitz Gorzes in 195 nachweisbaren Orten, macht die Gründungsausstattung 7,6 Prozent aus.
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Wenn man die räumliche Verteilung der geschenkten Güter betrachtet, lagen 59 von 144 auf der Karte verzeichneten Orten innerhalb eines Umkreises von 30 km. Somit können 41 Prozent der Güter als Nahbesitz bezeichnet werden. 85 Orte und damit 59 Prozent des Gesamtbesitzes waren demnach Fernbesitz. Ein umgekehrtes Bild ergibt sich bei der räumlichen Verteilung der Orte, in denen durch Schenkungen mit aufschiebender Wirkung oder durch Leiheverträge das Land dem Kloster nicht unmittelbar zur Verfügung stand. Mit 55 Prozent der Güter lagen mehr als die Hälfte innerhalb (48 von 88 Orten), 45 Prozent (40 von 88 Orten) außerhalb eines Umkreises von 30 km um das Kloster herum. Schenkungsbesitz – Leihebesitz |
Im Jahr 863 evaluierte Bischof Adventius von Metz (858-875) das Kloster Gorze als Wirtschaftsbetrieb. Das Ergebnis fiel gut aus und er bescheinigte, dass die Prekarien, die Gorze zu diesem Zeitpunkt noch hatte, wirtschaftlich nützlich seien. Vor 863 lassen sich in 16 Urkunden Leihegeschäfte nachweisen, die insgesamt 53 verliehene Güter nennen. Beachtet man die Laufzeit der Verträge, kann man zumindest bei fünf Urkunden (44, 51, 52, 56, 58) davon ausgehen, dass der ausgegebene Besitz noch nicht an das Kloster zurückgefallen war. Für das Jahr 863 kann man demnach errechnen, dass von den einst verliehenen Besitzungen noch 27 als verliehen angesehen werden müssen. Dem stehen 91 Güter (65 durch Schenkungen, 26 zurückgefallene Prekarien) unter der direkten Verfügungsgewalt des Klosters gegenüber. Somit machte im Jahr 863 der zur Leihe ausgegebene Besitz rund 23 Prozent des Gesamtbesitzes aus. Diese Ergebnisse stehen im Einklang mit dem Anteil der Leiheurkunden am gesamten Urkundenbestand, der, wie oben erwähnt, ein Viertel ausmachte. |
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Ehemalige Abteikirche Gorze, 12. Jh.http://geow.uni.lu/index.php/de/articles/ge57/ml945/go957#sigProId27b20a0031 Foto: cc F. Tellberg 2011 |
Dass der Rückfall der verliehenen Güter nicht selbstverständlich erfolgte, lässt sich an Einzelfällen erkennen. Im Jahr 769 schenkte Bischof Angilram von Metz (Urkunde 13, Möglichkeit der Fälschung nach Puhl) u.a. die villa Foug, die Fredelaig, ein Vasall König Karlmanns, als Prekarie innehatte. Nach dem Tod des Fredelaig, so verfügte Angilram, sollte das Gut an das Kloster fallen. Die Urkunde 72 des Chartulars von Gorze von 879 gibt Auskunft darüber, dass erst König Ludwig III. der Jüngere von Ostfranken nach Bitten des Abtes Walo die villa Foug dem Kloster restituiert hat. Daraus lässt sich schließen, dass nach dem Tod des Fredelaig das Gut nicht an Kloster zurückgeben worden war und das Kloster mehr als 100 Jahre auf dessen direkte Nutzung warten musste. Der Besitztitel musste offensichtlich gegen die Erben des Fredelaig behauptet werden. |
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Schenkungsbesitz und verliehener Besitz des Klosters Gorze von 741 bis 820http://geow.uni.lu/index.php/de/articles/ge57/ml945/go957#sigProIde2c141c48a Grundlage: Eigene Auswertung |
Ein vergleichbarer Fall lag im Jahr 959 vor, als Herzog Friedrich von Oberlothringen einen Streit zwischen dem Kloster und der Enkelin eines Prekators schlichtete. Es ist notwendig, das verliehene Gut bei derlei Überlegungen gesondert zu betrachten. Weil dieses dem Kloster nicht zur Verfügung stand, verzichteten etliche Klostervorsteher darauf, in den Urbaren die Prekarien und die sonstigen verliehenen Güter zu verzeichnen. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Leihverträge mit dem Ende des 9. Jahrhunderts an Bedeutung verloren und sich damit der Anteil des verliehenen Gutes am Gesamtbesitz verminderte. Für das Kloster bedeutete dies eine Steigerung der Wirtschaftskraft, da der hohe Anteil an verliehenem Besitz zurückging. |