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Stätten des UNESCO-Weltkulturerbes
Eva Mendgen
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In der Großregion gibt es heute nicht weniger als dreizehn UNESCO-Welterbestätten . Sie vertreten sehr unterschiedliche Epochen - von der Steinzeit bis zum frühen 20. Jahrhundert - und Kategorien. Bau- und Industriedenkmäler gehören ebenso zum kulturellen Welterbe der Großregion, wie Platz- und Altstadtensembles, Festungsanlagen und ganze Kulturlandschaften. Die Welterbestätten repräsentieren die reiche europäische Geschichte und die außergewöhnliche kulturelle Vielfalt der Großregion. Nicht zuletzt lenken sie die Aufmerksamkeit auch auf ihre landschaftliche Schönheit. Jede Welterbestätte steht für zahlreiche Beziehungen zu anderen Denkmälern, sie bringt ihren eigenen Kontext, ihre eigene Geschichte mit sich, ihr räumliches, kulturelles, gesellschaftliches Koordinatensystem. In den letzten Jahren schließlich haben ganzheitliche und länderübergreifende Aspekte vermehrt zur Listung von vielteiligen Ensembles und Kulturlandschaften geführt. |
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Die dreizehn Welterbestätten der Großregion |
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Porta Nigra, Trierhttp://geow.uni.lu/index.php/de/articles/ge62/we504/volltext-mainmenu-505#sigProId1d40a1dd9c Foto: © die argelola |
Chronologie 1981–2008 Besonders bekannt sind die zuerst in die Reihe der UNESCO-Welterbestätten aufgenommenen Orte Speyer (1981), Nancy (1983) und Trier (1986): der monumentale deutsche Kaiserdom in Speyer als eines der Hauptwerke romanischer Baukunst, Nancy mit seinem Ensemble spätbarocker Platzanlagen und Triermit nicht weniger als neun antiken und mittelalterlichen Baudenkmälern. 1994 wurde zum ersten Mal einem Industriedenkmal der Rang eines Welterbes zugesprochen, der Völklinger Hütte im Saarland; gleichzeitig erhielten die Altstadt und die Festungsanlagen der Stadt Luxemburg den Welterbestatus. 1998 folgte mit den vier Schiffshebewerken am Canal du Centre beim wallonischen La Louvière ein weiteres Industriedenkmal. 1999/2000 schafften es sechs wallonische Belfriede als Teil eines Ensembles von zunächst 32 Glockentürmen in Flandern und Wallonien auf die UNESCO-Welterbeliste, im Jahr 2000 kamen die mittelalterliche Kathedrale von Tournai und die jungsteinzeitlichen Feuersteinminen in Spiennes (Mons) in Wallonien hinzu. |
Es folgten 2002 in Rheinland-Pfalz die Kulturlandschaft Oberes Mittelrheintal – der Rheinabschnitt zwischen Koblenz und Rüdesheim – und 2005 der Obergermanisch-Raetische Limes als erstes Teilstück des 550 km langen „Deutschen Limes“ bzw. als Teil des transnationalen Welterbes „Grenzen des römischen Reichs“. Im Jahr 2005 erweiterte die UNESCO den Eintrag der Belfriede in Flandern und Wallonien um 23 weitere Belfriede in den nordfranzösischen Regionen Nord-Pas-de-Calais und Picardie sowie um den Belfried im wallonischen Gembloux als 33. belgischen. Das grenzübergreifende Ensemble, das nun „Belfriede in Belgien und Frankreich“ genannt wird, umfasst jetzt insgesamt 56 Glockentürme im westlichen und mittleren Belgien sowie in Nordfrankreich. 2008 schließlich wurde Longwy als Teil eines entlang der französischen Grenzen gelegenen Ensembles von insgesamt zwölf barocken Festungsanlagen des französischen Baumeisters Sébastien Le Prestre de Vauban (1633–1707) anerkannt. |
2012 wurden die bedeutendsten Steinkohlenbergwerke der einzelnen wallonischen Kohlenreviere zu einer Welterbestätte zusammengefasst (Grand Hornu bei Boussu, Bois du Luc in Houdeng-Aimeries bei La Louvière, Bois du Cazier in Charleroi und Blegny mine bei Blegny): Die großen Bergbaustätten Walloniens. Warteliste (Tentativliste) An anderen Orten wird eine Antragstellung erwogen: So ist zum Beispiel auf der Website der Stadt Metz zu lesen, dass der zu Zeiten des preussischen Kaisers Wilhelm II. erbaute historistische Stadteil („Quartier Impérial“ ) geschützt werden soll. |
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Festungsanlagen der Stadt Luxemburg mit Bockfelsenhttp://geow.uni.lu/index.php/de/articles/ge62/we504/volltext-mainmenu-505#sigProIdb743973ca2 Foto: © LCTO |
Antragstellung und Management Dieser „International Council on Monuments and Sites“ (ICOMOS ) spricht schließlich eine Empfehlung an die UNESCO-Welterbekommission entsprechend der von dieser erarbeiteten und veröffentlichten Richtlinien und Standards aus. Diese dienen dazu, die Integrität und die adäquate Nutzung einer Welterbestätte zu garantieren. |
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Belfried von Monshttp://geow.uni.lu/index.php/de/articles/ge62/we504/volltext-mainmenu-505#sigProId4136cd77b2 Foto: cc Jean-Pol Grandmont |
Man ist sich einerseits des von einer Welterbestätte ausgehenden Prestiges und ihrer Werbewirksamkeit durchaus bewusst, andererseits bringt der Welterbestatus aber auch zahlreiche Pflichten mit sich. Das Management einer Welterbestätte ist, je nach administrativer Struktur des zuständigen Landes, nationale oder regionale Angelegenheit und bedeutet in jedem Falle eine Herausforderung, dies umso mehr, wenn die Ausdehnung und Komplexität der Welterbestätte die finanziellen und personellen Kapazitäten der vor Ort zuständigen öffentlichen oder privaten Einrichtung übersteigt. Die Welterbe-Kommission überprüft in regelmäßigen Zeitabständen vor Ort, ob die Authentizität einer Welterbestätte über die Jahre hinweg gewährleistet wird. Sie verlangt eine regelmäßige Berichterstattung über die Durchführung des UNESCO-Übereinkommens. Widerspricht der aktuelle Zustand der geforderten ursprünglichen Authentizität, existiert kein überzeugender Erhaltungsplan, kann die gefährdete Welterbestätte auf die sogenannte „Rote Liste“ gesetzt und im schlimmsten Fall der Status als Welterbe aberkannt werden (Beispiel Dresden). |
Welterbe-Programm Auf der im Internet auf der UNESCO-Website veröffentlichten und ständig aktualisierten Welterbeliste standen im Jahr 2010 weltweit über 900 Natur- und Kulturstätten. Hier finden sich auch die Richtlinien und die von ICOMOS in englischer und französischer Sprache angefertigten, jeweils etwa sieben Seiten umfassenden Gutachten, sowie Kurzbeschreibungen in Englisch, Französisch, Arabisch, Russisch und Chinesisch. |
Vernetzungen So hat das Modell der Place Stanislas in Nancy beispielsweise die Entstehung späterer Stadtplanungen und Platzanlagen in der Großregion maßgeblich beeinflusst; von den Kathedralen von Trier, Tournai und Speyer lässt sich der Bogen zu zwei weiteren, benachbarten Welterbestätten, dem Aachener Münster im Norden und dem Straßburger Dom im Süden, schlagen, aber auch zu den Kathedralen von Metz, Toul oder Luxemburg, die jede für sich als „europäisches Gesamtkunstwerk“ – nicht nur im Sinne der Kunst- und Architekturgeschichte – gelten können. Ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal der Großregion ist ihre jahrhunderte-, wenn nicht jahrtausendealte Industriekultur, die immerhin von drei Welterbestätten vertreten wird (Spiennes, La Louvière und Völklingen ). |
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Alte Völklinger Hütte, Hochofenanlage 2002 http://geow.uni.lu/index.php/de/articles/ge62/we504/volltext-mainmenu-505#sigProId4c1437ad6d Foto: © N. Mendgen |
Besondere Bedeutung kommt hier der Völklinger Hütte zu: Die Anerkennung der Hochofenanlage in Völklingen als jüngstes Denkmal und gleichzeitig erstes Industriedenkmal auf der Welterbeliste 1994 hat nicht nur vor Ort Zeichen gesetzt, sondern auch weltweit für Aufsehen gesorgt. Sie ist gleichzeitig ein Beweis für die Wirksamkeit einer Zusammenarbeit von Fachleuten auf nationaler und internationaler Ebene. Auch zwischen der Völklinger Hütte und den benachbarten Industriedenkmälern Lothringens, Luxemburgs und Walloniens lassen sich enge historische, soziale und wirtschaftliche Beziehungen nachweisen. |
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Speyerer Domhttp://geow.uni.lu/index.php/de/articles/ge62/we504/volltext-mainmenu-505#sigProId03752dcb17 Foto: © Alfred Hutter |
Kulturraum Großregion Repräsentativ für die wesentlichen Epochen und Kategorien sind die dreizehn Welterbestätten; fehlt nur noch, gemeinsam den Nutzen daraus zu ziehen. Die Welterbestätten der Großregion wurden 2010 zum ersten Mal im Rahmen einer Initiative der Staatskanzlei des Saarlandes durch das Kulturnetzwerk regiofactum für den „Verein Kulturraum Großregion“ im Rahmen der Saarländischen Präsidentschaft des Gipfels der Großregion erfasst und in ihrer Gesamtheit sichtbar gemacht. Damit ist der Anfang gemacht. Ein nächster Schritt könnte darin bestehen, die grenzübergreifende Forschung vor allem auch im Bereich der Kunst-, Kultur- und Wirtschaftsgeschichte weiter voranzutreiben, unter anderem, um damit einem künftigen Kulturtourismus eine inhaltliche Grundlage und damit die wesentlichen Alleinstellungsmerkmale zu verleihen. |
Kulturtourismus Ziele und Qualitätsstandards müssten gemeinsam definiert und eine gemeinsame Strategie für einen tragfähigen Kulturtourismus ausgehend von den „Leuchttürmen“ der Welterbestätten entwickelt, „strategische Partnerschaften zwischen Vertragsstaaten, Organisationen und Agenturen, Stiftern, Spendern und Interessengruppen“ gebildet werden, wie sie die UNESCO-Kommissionen Deutschlands, Österreichs, der Schweiz und Luxemburgs in ihrem Welterbe-Manual nahelegen. |
Deutsche UNESCO-Kommission 2009: Welterbe-Manual. Handbuch zur Umsetzung der Welterbekonvention in Deutschland, Luxemburg, Österreich und der Schweiz. Hrsg. von den UNESCO-Kommissionen Deutschlands, Luxemburgs, Österreichs und der Schweiz. Bonn
UNESCO: Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt, Deutsche Übersetzung im Bundesgesetzblatt, Jahrgang 1977, Teil II, Nr. 10.
Langner, Christina 2006: Die Natur- und Kulturwunder der Welt, Alle Natur- und Kulturstätten der UNESCO-Welterbeliste, wissenmedia Verlag
Mendgen, Eva 2010: Die Großregion entfaltet sich: Welterbestätten in der Großregion / la Grande Région s’affiche: Patrimoine Mondial en Grande Région, Kulturraum Großregion, regiofactum, Saarbrücken, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.
UNESCO (Hrsg.) 2009: World Heritage Sites: A Complete Guide to 878 UNESCO World Heritage Sites
Deutsche UNESCO-Kommission e.V.: Welterbe-Manual
International Council on Monuments and Sites, ICOMOS
Office de tourisme de Metz: Le Quartier Impérial
UNESCO: Convention du patrimoine mondial de l'UNESCO
UNESCO: Liste du patrimoine mondial