Grenzüb. Nahverkehr

Grenzüberschreitender öffentlicher Personennahverkehr

Malte Helfer (2009)

      Tabelle Links

Einführung


Die Karte zeigt die grenzüberschreitenden Verbindungen des öffentlichen Personennahverkehrs mit Bus und Bahn.
Die Binnenverbindungen sind nicht dargestellt.

Überblick


Der grenzüberschreitende Personennahverkehr reflektiert vor allem die internationalen Pendelbeziehungen zwischen den einzelnen Teilarbeitsmärkten der Großregion. Von den rund 196 000 Pendlern (2008, IBA/OIE) benutzen inzwischen etwa 15% den grenzüberschreitenden öffentlichen Nahverkehr, der in den letzten Jahren imnmer weiter ausgebaut wurde. 85% nutzen weiterhin den Pkw, der bei den oft weiten Pendelentfernungen insbesondere gegenüber Umsteigeverbindungen des ÖPNV Zeitvorteile bietet.

Wenngleich die internationalen Zug- und Busverbindungen auch anderweitig genutzt werden, etwa zum Einkaufen oder für Ausflüge, so weist in den meisten Fällen bereits die Konzentration der Verbindungszeiten auf den Tagesrand darauf hin, dass die Arbeitspendler die Hauptnutzer sind.

Den Schwerpunkt der grenzüberschreitenden Verbindungen bildet die Versorgung des in den letzten Jahrzehnten kräftig expandierenden Luxemburger Arbeitsmarkts aus den lothringischen Altindustrieräumen von Longwy und Thionville, aus der Wallonie, aus dem Trierer Raum, aber auch aus dem Saarland.

Karte: Grenzüberschreitender Personennahverkehr

Karte: Grenzüberschreitender Personennahverkehr

Malte Helfer, Université du Luxembourg

Ein Bus der Linie 300 Hayange/Thionville - Luxemburg der französischen Betreibergesellschaft Transfensch am Luxemburger Hauptbahnhof
Foto: Helfer 2009

Zwischen Lothringen und Luxemburg gibt es neben den Bahnlinien des TER-Lorraine external link aus Nancy über Longwy bzw. über Metz und Thionville, die in Spitzenzeiten viertelstündlich bedient werden, gibt es in den Becken von Longwy und Thionville seit 1992 eine wachsende Zahl von Busverbindungen, die vorwiegend vom luxemburger Staat subventioniert werden und auf unterschiedlichen Strecken Arbeitskräfte einsammeln. 

Sie haben entweder den ersten Luxemburger Bahnhof hinter der Grenze zum Ziel oder führen direkt in die Hauptstadt.

Seit Mitte Dezember 2009 verkehrt eine weitere Bahnverbindung von Longwy (F) über Esch-Belval (L) nach Thionville (F) viermal täglich in jeder Richtung. Seit September 2015 verbindet eine neue Buslinie Elange (F) via Audun-le-Tiche (F) mit Esch-Belval (L). Sie binden den neuen luxemburgischen Universitätsstandort Belval auch an das Lothringer Netz an.

Das Anfang 2009 veröffentlichte Strategie-Schema für grenzüberschreitende Mobilität Luxemburg-Lothringen external link (SMOT) sieht eine kontinuierliche Verbesserung, Ergänzung und Integration der Nahverkehrsverbindungen zwischen den beiden Räumen vor.

Aus dem von hoher Arbeitslosigkeit geprägten Ostlothringen pendeln täglich über 64 000 Personen (2008, IBA/OIE) zur Arbeit ins Großherzogtum, vorwiegend in die Hauptstadt und deren Umgebung.

Der hohe Anteil des Individualverkehrs unter den Pendlern hat zur Folge, dass einige Abschnitte der Autobahnen A31 auf lothringer Seite und A3 auf luxemburger Seite täglich von mehr als 100 000 Fahrzeugen genutzt werden.

Ziel des SMOT ist es, den Anteil von ÖPNV und Fahrgemeinschaften in diesem Raum nach und nach über 15% und 20% auf 25% zu steigern.

So soll einerseits das überforderte Straßennetz in der Grenzregion entlastet werden und andererseits künftig noch mehr lothringer Arbeitskräften die Gelegenheit gegeben werden, in Luxemburg zu arbeiten. Bis zum Jahr 2030 wird hier eine Verdoppelung erwartet.

Strategieplan des SMOT
Quelle: SMOT

Triebwagen der luxemburgischen Bahngesellschaft CFL im belgischen Halancy auf dem Weg nach Rodange (L)
Quelle: C. Bourguignon 2008

Die gleichfalls von hoher Arbeitslosigkeit geprägte Wallonie, von wo aus gut 31 000 Arbeitskräfte (2008, IBA/OIE) nach Luxemburg pendeln, ist mit zwei Bahnnahverkehrsverbindungen aus Namur und Libramont über Arlon an das Großherzogtum angebunden.

Acht Buslinien der TEC Wallonie external link ab Bastogne, Ethe, Saint-Mard, Saint-Vincent, Marbehan und Arlon bieten sich den Pendlern nach Luxemburg-Stadt an, daneben führt noch eine Schulbuslinie von Differt nach Luxemburg. Schließlich gibt es eine kurze trinationale Busstrecke unter Regie der Luxemburger RGTR external link, die vom französischen Mont St. Martin über den belgischen Grenzort Athus zum Bahnhof im luxemburgischen Grenzort Pétange verläuft. Seit September 2015 verbindet eine neue Buslinie Arlon via Dippach mit dem neuen luxemburger Universitätsstandort Belval.

Die Bahnverbindung von Trier nach Luxemburg ist am Tagesrand verstärkt, wird aber auch tagsüber mehrfach bedient und dient auch den Luxemburgern zum Einkauf in Trier. Der für 2012 geplante zweispurige Ausbau der bisher noch einspurigen Strecke Trier-Luxemburg wurde auf unbestimmte Zeit verschoben.

Daneben gibt es Busverbindungen ab Trier, Schweich, Nittel, Konz und Bitburg nach Luxemburg. Aus Rheinland-Pfalz pendeln täglich rund 25 000 Personen (2008, IBA/OIE) ins Großherzogtum.

Aus dem Saarland (6 600 Tagespendler nach Luxemburg 2008, IBA/OIE) führen mangels einer direkten Bahnverbindung eine Reihe von Buslinien aus dem Raum Saarlouis/Merzig/Perlins Großherzogtum, die umso weniger Zwischenhalte einlegen, je weiter die von ihnen zurückgelegte Strecke ist.

Seit September 2015 verkehrt eine neue Buslinie von Perl über Frisange zum neuen Universitätstandort Esch-Belval.

Der 2002 eingeweihte Luxemburg-Saarbrücken-Express, betrieben von dem Busunternehmen Emile Weber im Auftrag der luxemburger Bahngesellschaft CFL external link, verbindet den Saarbrücker mit dem Luxemburger Hauptbahnhof über die Autobahn in 75 Minuten nonstop mehrmals täglich. 

Er schließt so eine Lücke im Eisenbahnnetz, da die Bahnverbindung über Metz oder Trier mit ein- oder zweimaligem Umsteigen etwa eine Stunde länger dauert.

Ein Bus der Linie 118 Trier-Luxemburg. Um der enormen Nachfrage zu Spitzenzeiten nachzukommen, werden Busse mit Anhänger eingesetzt, hier am zentralen Luxemburger Busbahnhof Place Hamilius.
Foto: Helfer 2009

Die Saarbrücker Stadtbahn an der Endstation im französischen Sarreguemines
Foto: Helfer 2009

Neben Luxemburg ist auch die saarländische Landeshauptstadt Saarbrücken das Ziel grenzüberschreitender Nahverkehrsverbindungen für Arbeit oder Einkauf. Über 20 000 Pendler (2008, BA) aus dem benachbarten Frankreich, v.a. aus Lothringen, arbeiten im Saarland.

Die Buslinie Saarbrücken-Forbach wurde bereits 1974 als erster Gemeinschaftsverkehr zwischen einem deutschen und einem französischen Nahverkehrsunternehmen eröffnet und ist damit die erste grenzüberschreitende Nahverkehrsverbindung in der Großregion überhaupt.

Mit dem Bau der Saarbrücker Stadtbahn wurde 1997 die französische Grenzstadt Sarreguemines (Saargemünd) voll in das Nahverkehrsnetz der saarländischen Landeshauptstadt integriert.

Kurz danach wurden die ersten beiden Moselle-Saar-Buslinien zwischen dem lothringischen St. Avold und den saarländischen Städten Saarbrücken (MS1) und Saarlouis (MS2) in Betrieb genommen, die 2007 durch eine dritte zwischen Homburg/Saar und Sarreguemines (MS3) ergänzt wurden. Die Einrichtung einer vierten Linie zwischen Saarlouis und Bouzonville wird diskutiert.

Im grenzüberschreitenden Bahnverkehr zwischen dem Saarland und Lothringen wurde Anfang 2008 der Sarre-Lorraine-Tarif für Einzel- und Zeitkarten von jedem saarländischen Bahnhof zu den wichtigsten Bahnhöfen in Lothringen eingeführt. Die Einzelkarten sind jetzt wie die nationalen Tickets an den Fahrscheinautomaten erhältlich. 

Der Wirtschafts- und Sozialausschuss der Großregion external link (WSAGR) bemüht sich um eine Verbesserung des grenzüberschreitenden Verkehrs und veranstaltet seit 2007 jährlich eine Verkehrskonferenz der Großregion. Der Anteil des öffentlichen Personennahverkehrs am Pendlerverkehr, der derzeit bei etwa 10% liegt, soll in den nächsten Jahrzehnten auf bis zu 25% gesteigert werden.

 Tabelle grenzüberschreitende Nahverkehrsverbindungen

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Quellen


Interregionale Arbeitsmarktbeobachtungsstelle (IBA/OIE) 2009: Die Arbeitsmarktsituation in der Großregion - 6. Bericht der Interregionalen Arbeitsmarktbeobachtungsstelle an den 11. Gipfel der Exekutive der Großregion. Saarbrücken.

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Externe Links


Lothringen

Semitul external link

SMITU/Transfensch external link

Transports départmentaux en Moselle external link

Union des Transports Publics UTPexternal link

T.E.R. Lorraine external link

T.E.R. Métrolor external link

SNCF external link

Schéma stratégique de mobilité transfrontalière (SMOT) external link

Luxemburg

Grenzüberschreitender Verkehr, Mobilitätszentrale mobiliteit.lu external link

Chemins de Fer Luxembourgeois CFLexternal link

Régime Général des Transports Routiers RGTR external link

Fédération Luxembourgeoise des Exploitants d’Autobus et d’Autocars FLEAA external link

Tramways Intercommunaux dans le canton d'Esch TICE external link

Autobus de la Ville de Luxembourg external link

Wallonie

Transport en commun TEC Wallonie external link

SNCB external link

Saarland/Rheinland-Pfalz

Saarbahn GmbH external link

Kreisverkehrsbetriebe Saarlouis KVS GmbH external link

Saar-Pfalz-Bus RSW GmbH external link

Verkehrsmanagement-Gesellschaft Saar mbH VGS external link

Deutsche Bahn Fahrplan external link

Andere

CEPS: Vivre au Luxembourg (frz.) external link

Interregionale Arbeitsmarktbeobachtungsstelle (IBA/OIE): Berichte zur Arbeitsmarktsituation in der Großregion external link

Wirtschafts- und Sozialausschuss der Großregion (WSAGR): 2. Verkehrskonferenz der Großregion 19. Mai 2008 - Grenzenlos mobil in der Großregion - Mobilité sans frontières dans la Grande-Région external link

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