Gallé
GK064 Emile Gallé
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Cristallerie GalléRue Jean Jaurès |
Weingläser, Gallé Foto: E. Mendgen |
Eva Mendgen
Kooperation mit Meisenthal Das "Savoirefaire complexe" der Lothringischen Glasmacher – die damalige Kulturministerin definierte es anlässlich eines Besuches in Meisenthal 1999 als Patrimoine - bot eine ausgezeichnete Basis für Innovationen im technischen und gestalterischen Bereich, die sich Gallé zur Mission gemacht hat. In den folgenden Jahren entwickelte sich eine enge Zusammenarbeit zwischen beiden Firmen, die nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 unter erschwerten Umständen wiederaufgenommen und bis 1894 beibehalten wurde Meisenthal lag jetzt in dem vom Deutschen Reich annektierten Teil Lothringens, Nancy im französische gebliebenen Teil Lothringens. 1874 übernahm Gallé die künstlerische Leitung der väterlichen Firma in Nancy. |
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Glaskrug, Galléhttp://geow.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/gl103/lo110/na402/ga234#sigProId2b0902003c Foto: E. Mendgen |
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Kunstglasentwurf, Galléhttp://geow.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/gl103/lo110/na402/ga234#sigProId48d53bbfe6 Foto: E. Mendgen |
Kunstglas Diese Glasobjekte sind stilistisch zwischen Historismus und Art Nouveau-Jugendstil angesiedelt: Die Auseinandersetzung mit historischen Vorbildern - Formen, Ornamenten, Techniken - führte zuerst zu Nachbildungen, dann zu Neuinterpretationen und zuletzt zu neuen, künstlerisch eigenständigen Glasobjekten. Im Bereich der Materialien und der Techniken dominierte anfangs das Klarglas, das häufig gleichmäßig getönt ist, zum Beispiel bernsteinfarben oder als blau ("Clair-de-lune"). Das Dekor wird in meist kleinteiliger, naturalistischer Emailmalerei, darüber hinaus in Schliff und Schnitt ausgeführt, die Motive stammen häufig aus der Pflanzen- und Tierwelt (1870er und 1880er Jahre). |
Später erfolgt ein freierer Umgang mit dem Material, der seinerseits komplizierte glastechnische Experimente voraussetzt: nahezu abstrakte Glasobjekte in der Technik des Überfangs und der Zwischenschichtmalerei entstehen (1890er Jahre). Eine wesentliche Rolle bei der Umsetzung der künstlerischen Entwürfe Gallés spielten die Glasmaler Désiré Christian als Leiter des Dekorationsateliers von Burgun, Schverer & Co., sowie sein Mitarbeiter Eugène Kremer. Die Zusammenarbeit von Christian, Gallé und Burgun, Schverer & Co. wurde 1885 - 1894 durch einen Geheimvertrag geregelt. Nancy: Entwurf und Ausführung |
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Gustav Pazaurek: Moderne Gläserhttp://geow.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/gl103/lo110/na402/ga234#sigProId1be9c3384b Foto: E. Mendgen |
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Signatur Gallés auf dem Glasbodenhttp://geow.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/gl103/lo110/na402/ga234#sigProId57eb5e5037 Foto: E. Mendgen |
In Nancy arbeiteten verschiedene Künstler als Entwerfer, unter anderem Louis Hestaux. Bei der Umsetzung der anspruchsvollen Vorgaben war Gallé bis zum Bau der eigenen Cristallerie 1894 in Nancy im Wesentlichen auf das Savoir-faire der Glasmacher in Meisenthal angewiesen. In Nancy schließlich beschäftigte Gallé etwa 300 Personen in seiner neu gebauten Cristallerie in der Nähe der Villa Majorelle. 1889 gelang ihm auf der Weltausstellung international der Durchbruch als Glaskünstler, 1894 gründete er eine eigene Glashütte in Nancy. 1897 eröffnete er eine Geschäftsvertretung in Frankfurt, 1900 brillierte er erneut auf der Weltausstellung in Paris mit neuen skulpturalen Konzepten in der Glasgestaltung und etwa 300 Objekten. 1901 engagierte er sich als Gründungspräsident der "École de Nancy". |
Vom Einzelstück zur Serienproduktion Hatte Gallé noch 1884 die Herstellung von Serienprodukten – "à bon marché" - abgelehnt, so änderte er seine Haltung spätestens jetzt. Ab 1889 ging in Meisenthal seriell gefertigtes Kunstglas in die Produktion, dies unter anderem auch, um die Konkurrenz mit der preiswerteren deutschen Importware aufnehmen zu können. 1895 endete die vertraglich geregelte, enge Zusammenarbeit der Firmen Gallé - Burgun, Schverer & Co. vorzeitig: Gallé errichtete eine eigene Kristallerie in Nancy und "nahm" einige der besten Fachkräfte aus Meisenthal gleich mit, den Glashüttenmeister Joseph Burgun und den Emailmaler ("ancien émailleur") Alfred Schaeffer. Die Firma Gallé blieb weiterhin Teilhaberin der Meisenthaler Glashütte, die vereinzelt auch noch später für Nancy arbeitete. |
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Vase mit dem Lothringer Doppelkreuz, Galléhttp://geow.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/gl103/lo110/na402/ga234#sigProId5cc104ac72 Foto: E. Mendgen |
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Ateliertür Gallés im Garten des Musée de l'Ecole de Nancy Foto: E. Mendgen
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Regionale Identitäten Gallés Kunst erfuhr bald jenseits aller politischen Grenzen Anerkennung, ähnlich wie "cette belle industrie", auf deren Infrastruktur das "Modell Gallé" aufbaut. Nancy galt um 1900 dank Gallé und Gleichgesinnter wie der aus dem von den Preußen annektierten Elsaß-Lothringen geflohenen Gebrüder Daum als bedeutendstes Zentrum der französischen "Kunstindustrie" nach Paris. Zu Gallés Marktstrategie gehörte darüber hinaus seine ständige Präsenz als Autor und Kritiker. Er arbeitete unermüdlich an der Verbreitung seiner Ideale im In- wie im Ausland, die Teil seiner Unternehmensphilosophie sind. |
Dieses "Modell Gallé" wurde von anderen vor Ort ansässigen Künstlern und Unternehmern übernommen, und sein Erfolg sprach sich schnell auch in Deutschland herum. Nach dem Tode Émile Gallés produzierte die Cristallerie in Nancy unter Leitung seiner Witwe Henriette Gallé-Grimm weiter, ihr folgte 1918 Paul Perdrizet. 1936 stellte die Cristallerie den Betrieb ein. Sammlungen |
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Gallés Glasofen auf der Weltausstellung von 1900 http://geow.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/gl103/lo110/na402/ga234#sigProId748ed1cdfe |
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Kunstglas, Detail, Galléhttp://geow.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/gl103/lo110/na402/ga234#sigProIdc067367751 Foto: E. Mendgen Quelle: G. Pazaurek 1901 |
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Vase, Gallé um 1900http://geow.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/gl103/lo110/na402/ga234#sigProId68c1a73111 Quelle: Joly Antiquités |
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Glasbehälter, Gallé um 1900http://geow.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/gl103/lo110/na402/ga234#sigProId24fb453154 Quelle: Joly Antiquités |
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Weinglas, Gallé um 1900http://geow.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/gl103/lo110/na402/ga234#sigProIde7df410125 Quelle: Joly Antiquités |
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Glasdose, Gallé um 1880http://geow.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/gl103/lo110/na402/ga234#sigProId9fbaa8af90 Quelle: Joly Antiquités |
K.H.O. 1903: Moderne-Kunst-Gläser, Daum Frères-Nancy, Kunst und Dekoration, Nov.1903, S.122-123
Marx, Roger 1901: La décoration et les industries d'art à l'Exposition de 1900, in: La Lorraine artiste, 19. Jg., 1901, S. 84 f. (aus Marx' Aufsatz über die Weltausstellung von 1900, in: Gazette des Beaux-Arts, 24, 1900; 25, 1901
Meier-Graefe, Julius 1896: La Verrerie de Nancy, jugée par un étranger, La Lorraine Artiste, 18.Oktober 1896, No.43, S. 414 – 415
Mendgen, Eva 2000: Franz von Stuck et Émile Gallé: stratégies de marché, L’École de Nancy et les arts décoratifs en Europe, Metz, S. 216–225
Mendgen, Eva 2000: Glaskunst im Saarland und in Lothringen / Art Verrier en Sarre et en Lorraine, Hochschule der Bildenden Künste Saar, CD-Rom
Pazaurek, Gustav E. 1901: Moderne Gläser, Leipzig, S. 80-92
Schmoll gen. Eisenwerth, J.A. und H. Schmoll gen. Eisenwerth, geb. Hofmann 1980: Nancy 1900. Jugendstil in Lothringen – Zwischen Historismus und Art Déco, Ausstellungskatalog Münchner Stadtmuseum, Mainz und Murnau