Lothringen
Hochschulwesen in Lothringen
Wolfgang Bethscheider
Quellen | Links |
Das französische Hochschulwesen So unterscheidet das französische Hochschulwesen heute grundsätzlich zwei Systeme: auf der einen Seite die allgemein zugänglichen Universitäten mit den mit Abstand meisten Studenten, zu denen alle Abiturienten ohne Vorauswahl zugangsberechtigt sind (nur in Medizin findet eine Auslese nach dem 1. Jahr statt), und auf der anderen Seite die Einrichtungen mit Zugangsbeschränkung, bei denen die Aufnahme über Auswahlverfahren, Prüfungen (Concours), Bewerbungsunterlagen und gegebenenfalls Bewerbungsgespräche erfolgt. |
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Ehemalige Université de Nancy II, Palais de l'Université, Faculté de Droit, place Carnothttp://geow.uni.lu/index.php/de/articles/ge62/ho497/lo499#sigProId7dd544001b Quelle: cc M. Baronnet |
Ein Auswahlsystem nutzen etwa die Institute für Politologie (Instituts d’Etudes Politiques, IEP), die Ingenieur- und Handelsschulen, die technischen Fachhochschulen (Instituts Universitaires de Technologie, IUT), die berufsorientierten Fachhochschulen (Instituts Universitaires Professionnalisés, IUP) und die Ingenieur- und Handelsschulen sowie die Einrichtungen mit Zugang nach einem bereits abgeschlossenen Studium wie die sog. "Grandes Ecoles" (Ecole Nationale d’Administration, Ecole Nationale Supérieure und Polytechnique). Diese nur beschränkt zugänglichen Einrichtungen bilden hauptsächlich höhere und mittlere Führungskräfte für den Staat und die Unternehmen aus. Einige von Ihnen, besonders die ältesten, haben einen hervorragenden Ruf als Eliteinstitutionen, der praktisch eine Jobgarantie darstellen kann, und sind finanziell und infrastrukturell erheblich besser ausgestattet als die im Allgemeinen weniger respektierten Universitäten. An den Eliteinstitutionen, auf die die Schüler an den besten Gymnasien zum Teil in speziellen Vorbereitungsklassen (classes préparatoires aux grandes écoles, CPGE) vorbereitet werden, kommt es auch zu einer deutlichen sozialen Auslese. |
Während an den Universitäten vor allem Grundlagenwissen und gegebenenfalls eine Spezialisierung vermittelt wird, bilden die renommiertesten Grandes Ecoles eher Generalisten aus, die über gewisse Fachkenntnisse, aber vor allem über Führungsqualitäten verfügen. So ist für den Zugang zu den höheren Posten in Staat und Wirtschaft der Abschluss einer renommierten Grande Ecole quasi Voraussetzung, während das studierte Fach häufig eher zweitrangig ist. Die Grandes Ecoles unterstehen meist nicht dem Bildungsministerium, sondern Fachministerien. Kritisiert wird an ihnen der traditionell eher geringe Stellenwert der Forschung und damit das Fehlen einer Verbindung von Forschung und Lehre (Ursak 2007, Ministère des Affaires étrangères 2007). Die Hochschullandschaft in Lothringen |
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Übersicht über das französische Hochschulsystemhttp://geow.uni.lu/index.php/de/articles/ge62/ho497/lo499#sigProId46ca7e8363 Quelle: Eurydice |
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1) Institut Régional d'Administration de Metz (IRA)http://geow.uni.lu/index.php/de/articles/ge62/ho497/lo499#sigProId7eff5c283e Foto: © IRA 2) Institut Universitaire de Technologie Longwy (IUT/UHP) Foto: © IUT |
Weiterhin sind einige Grandes Ecoles in Lothringen ansässig. Die ab 1971 im Institut National Polytechnique de Lorraine (INPL, seit 2012 ebenfalls Teil der Universität Lothringen) in Nancy zusammengefassten Ingenieurhochschulen genießen teilweise einen hervorragenden Ruf in Frankreich. Dazu gehören die Nationale Hochschule für Agronomie und Nahrungsmittelindustrie (ENSAIA) mit 850, die Nationale Hochschule für Elektrizität und Mechanik (ENSEM) mit 450, die Nationale Hochschule für Geologie (ENSG) mit 480, die Nationale Hochschule für chemische Industrie (ENSIC) mit 500 sowie die Nationale Bergbau- und Ingenieurhochschule (ENSMN) mit 700 Studierenden, seit 1991 die Europäische Ingenieur-Hochschule für Werkstofftechnik (EEIGM) mit 400 Studierenden und schließlich seit 1993 auch die Nationale Hochschule für Industriesystemtechnik (ENSGSI) mit 300 Studenten, Télécom Nancy mit ca. 250 Studenten und Polytech Nancy mit 900 Studenten (alle 2016). Die INPL-Institute der Universität Lothringen haben alle ihren Sitz in Nancy, verfügen aber über zahlreiche Außenstellen. Im Juli 2001 fusionierte das INPL mit den beiden Universitäten von Nancy zum Hochschulverbund Nancy-Université. Am 1 Januar 2012 wurden die Université Henri Poincaré-Nancy 1, die Université Nancy 2, die Université Paul Verlaine-Metz und das Institut National Polytechnique de Lorraine INPL mit seinen 7 Schulen zu einer einzigen Institution vereinigt, der neuen Universität Lothringen, die 55 000 Studenten ein breites Angebot an Studiengängen bietet. Seit dem Jahr 2000 unterhält das renommierte politikwissenschaftliche Institut d'Etudes Politiques de Paris "SciencesPo" eine Filiale für das Bachelorstudium in Lothringen, den deutsch-französich ausgerichteten Campus européen franco-allemand à Nancy, an dem 2016 über 350 Studierende eingeschrieben sind. Das IEP gilt als Vorstufe zur elitären Verwaltungshochschule Ecole Nationale d'administration (ENA) und bereitet auf den Concours der inzwischen in Straßburg ansässigen ENA vor. In Nancy hat ferner die Ecole nationale supérieure d'architecture de Nancy (ENSarchitecture de Nancy) mit 650 Studenten ihren Sitz. |
Die ICN Business School Nancy Metz mit 2 200 Studierenden verfügt über zwei Standorte in Nancy und Metz. In Metz ansässig sind ferner die Ecole Nationale d'Ingénieurs de Metz (ENIM), 1080 Studierende, sowie das Georgia Institute of Technology GT-Lorraine mit 500, die Ecole Supérieure des Travaux de la Construction (ESITC) mit 250, und das Institut Régional d'Administration de Metz (IRA) mit 140 Studierenden (alle 2016). An Kunsthochschulen gibt es in Nancy die Ecole Nationale Supérieure d'Art de Nancy (ENSA Nancy) mit 250 Studierenden, sowie in Metz und Epinal die Ecole Supérieure d’Art de Lorraine, ESAL, die 2011 hervorging aus einer Fusion der ehemals städtischen Hochschulen Ecole Supérieure d'Art de Metz Métropole (ESAL Metz) mit 140 und Ecole Supérieure d'Art d'Epinal (ESAL Epinal) mit 680 Studierenden 2016. In Epinal ist auch die zur Universität Lothringen gehörige Hochschule für Holztechnologien und Holzwirtschaft (ENSTIB) angesiedelt (290 Studierende). Die ebenfalls in die Universität Lothringen eingegliederte erziehungswissenschaftliche Ecole supérieure du professorat et de l'éducation (ESPE Lorraine) mit rund 500 Studierenden verfügt über Standorte in Bar-le-Duc, Épinal, Metz, Saargemünd und Nancy. |
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Ecole des Beaux-Arts, Nancyhttp://geow.uni.lu/index.php/de/articles/ge62/ho497/lo499#sigProId0a6d291a80 Foto: Ji-Elle |
Ursak, V. 2007: Gegenüberstellung des französischen und des deutschen Hochschulsystems
Conférence des Grandes Ecoles: Grandes Ecoles membres
Directory of top European Universities and Colleges
Ecole Nationale d'administration (ENA)
Georgia Institute of Technology, Georgia Tech-Lorraine
Großregion: Hochschulwesen und Forschung in der Großregion
ICN Business School Nancy Metz
Informations- und Dokumentationszentrum für das Studium in Frankreich (CIDU) der französischen Botschaft in Berlin: Studieren in Frankreich
Institut d'Etudes Politiques de Paris "SciencesPo"
Konsortium Wissenschaft trifft Schule
Ministère des Affaires étrangères 2007: La France à la loupe - Das französische Bildungssystem
Ministère de l’enseignement supérieur et de la recherche
Ministère de l'éducation nationale: Infocentre
Ministère de l’enseignement supérieur et de la recherche: Formations professionnelles
Ministère de l’enseignement supérieur et de la recherche: Les publications
Quattropole-Hochschulkonferenz
Universität der Großregion: Die Universität innerhalb des Hochschulwesens in Frankreich
Ursak, V. 2007: Gegenüberstellung des französischen und des deutschen Hochschulsystems