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Naturparke
Michel Deshaies
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Naturparke als Schutzgebiete Da ihre Landschaften von städtischen Ballungsgebieten verhältnismäßig weit entfernt sind, hat zumindest der Großteil ihrer Gebiete nur wenige Veränderungen unter dem Einfluss der Periurbanisierung (Verstädterung des Umlandes größerer Städte) erlitten. Trotzdem wird ihr heutiges Bild geprägt vom Wandel in der Landwirtschaft, von neuen Aktivitäten und Umgestaltungen, ohne dass dabei jedoch der Reiz der ursprünglichen Landschaft verloren gegangen ist. Manche Gebiete wiederum gelten als gefährdet, da sie von gravierenden Veränderungen bedroht werden, die sich aus der Verödung des ländlichen Raums ergeben oder im Gegenteil durch den starken Druck, den Städte und deren Randgemeinden sowie der Massentourismus auf sie ausüben. |
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Die Landschaften blieben allerdings nicht unverändert, denn in den letzten Jahrzehnten wurden in verschiedenen Parken grundlegende Umgestaltungen vorgenommen, welche das Landschaftsbild tiefgreifend veränderten und durch die eingebrachten neuen Elemente einen eher positiven Effekt auf die Entwicklung von Tourismus- und Freizeitaktivitäten hatten. Dies ist zum Beispiel der Fall bei der Anlage von großen künstlichen Seen im Zusammenhang mit den Wasserversorgungseinrichtungen an der Obersauer und der Prims, oder auch beim Lac de Madine in Lothringen. Die Naturparke wurden zu unterschiedlichen Zeitpunkten in institutionellen Rahmen angelegt, deren Zielsetzungen sich, abhängig von der Gesetzgebung der vier Länder, über die sich die Naturparke der Großregion erstrecken, deutlich voneinander unterscheiden. Zu Beginn lag der Schwerpunkt noch eher auf dem Naturschutz, seit den 1990er Jahren jedoch hat die nachhaltige lokale Entwicklung immer mehr an Bedeutung gewonnen. |
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Das Schalkenmehrener Maar bei Daun im Naturpark Vulkaneifelhttp://geow.uni.lu/index.php/de/articles/na56/pa525/vo526?task=view&id=1657#sigProId7f92109ef9 Foto: © M. Deshaies |
Die ersten Naturparke wurden auf Initiative von Dr. Alfred Toepfer in Deutschland gegründet, der am 6. Juni 1956 an der Bonner Universität ein Programm zur Schaffung von mindestens 25 Naturparke vorstellte. Die Naturparke Südeifel und Pfälzerwald wurden 1958 gegründet und sind nach dem Naturpark Hoher Vogelsberg die ältesten deutschen Naturparke. Zum Zeitpunkt der Gründung des "Verbands Deutscher NaturParke" e.V. (VDN) am 10. Oktober 1963 existierten bereits 25 Naturparke, die seit 1976 mit dem in Kraft getretenen Bundesnaturschutzgesetz über eine gesetzliche Grundlage verfügen. Anfangs gehörten der Schutz verschiedener Tierarten und der Natur zu den Hauptzielsetzungen. Später wurden diese jedoch nicht nur ergänzt, sondern sogar neu definiert, unter Berücksichtigung des Konzepts der nachhaltigen Entwicklung, im Gefolge der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro. |
Das Bundesgesetz über Naturschutz und Landschaftspflege von 2002 führt aus, dass Naturparke nicht nur den Erhalt von Landschaft und Natur begünstigen, sondern besonders auch Erholung und nachhaltigen Tourismus, auf die sich die lokale Entwicklung gründet. Anlässlich der Fünfzigjahrfeier der Naturparke im Jahr 2006 wurden mit dem vom Verband Deutscher Naturparke entwickelten "Petersberger Programm der Naturparke in Deutschland" die Schwerpunkte ihrer Arbeit für die kommenden Jahrzehnte formuliert: Naturparke sind demnach Kulturlandschaften, die sowohl im Hinblick auf den Naturschutz, als auch wegen ihrer Eigenart und Schönheit als besonders bemerkenswert betrachtet werden. Dementsprechend ist es erforderlich sie zu bewahren, zu unterhalten oder sogar ihren besonderen Charakter wiederherzustellen, um sie zu Vorbildlandschaften und Gebieten mit nachhaltiger Landnutzung zu gestalten. Naturschutz und Erholung sollen mit landwirtschaftlicher Nutzung und einer nachhaltigen wirtschaftlichen, die natürlichen Ressourcen schonenden Entwicklung in Einklang gebracht werden. Naturparke sollen somit die nachhaltige land- und forstwirtschaftliche Nutzung fördern, die für den Ursprung der Kulturlandschaft stand. |
In Frankreich definiert das Gründungsdekret vom 1. März 1967, das in Gesetzen vom 7. Januar und 22. Juli 1983 erweitert wurde, die regionalen Naturparke als "Gebiete mit für die Region bemerkenswertem Wert gemeinsamen Erbes, die auf nationaler und/oder internationaler Ebene genügend anerkannte Eigenschaften besitzen". Unter diesen Bedingungen stellt "der Erhalt der natürlichen, kulturellen und menschlichen Reichtümer (Volkstraditionen, technisches Know-How) die Grundlage des Projektes für die Entwicklung regionaler Naturparke (dar)". Die Parke haben den Auftrag, "eine innovative Raumplanung und eine wirtschaftliche, soziale und kulturelle und gleichzeitig umweltgerechte Entwicklung umzusetzen". In Wallonien erfolgte die Gründung der Naturparke mit dem Dekret vom 16. Juli 1985 . Laut Artikel 1 dieses Dekretes ist "ein Naturpark ein ländliches Gebiet von hoher biologischer und geographischer Bedeutung, welches Regelungen unterliegt, (…) die seine Umwelt schützen, im Einklang mit den Anliegen der Bevölkerung und der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung des betreffenden Gebietes. Jeder Naturpark erstreckt sich über eine zusammenhängende Fläche von mindestens [10 000 Hektar]". |
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Der See von Gérardmer im Naturpark Ballons des Vosgeshttp://geow.uni.lu/index.php/de/articles/na56/pa525/vo526?task=view&id=1657#sigProId8094583dab Foto: © M. Deshaies |
In Luxemburg definiert der erste Artikel desNaturparkgesetzes vom 10. August 1993 einen Naturpark als "ein Gebiet mit einer Fläche von mindestens 5 000 ha, das ein Natur- und Kulturerbe von großem Wert umfasst. Mit der Schaffung, Planung und Verwaltung eines Naturparks sollen sowohl der Erhalt, die Wiederherstellung und die Erschließung des natürlichen und kulturellen Erbes garantiert, als auch den Bewohnern des Parks die Möglichkeit einer nachhaltigen, dieses Erbe schützenden ökonomischen und sozio-kulturellen Entwicklung gesichert werden". Will man eine Synthese der Ziele und Aufgaben der Naturparke erstellen, wird deutlich, dass es für die meisten Parke vor allem darum geht, die Qualität der Landschaften zu erhalten, die als gemeinsames Erbe und als Ressource für die Entwicklung von Aktivitäten eines sanften Tourismus angesehen werden, und gleichzeitig den Fortbestand einer nachhaltigen Landwirtschaft und die Entwicklung des Gebietes zu begünstigen. |
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Das Saartal bei Serrig (Naturpark Saar-Hunsrück)http://geow.uni.lu/index.php/de/articles/na56/pa525/vo526?task=view&id=1657#sigProId92e3220ce4 Foto: © M. Deshaies |
Naturparke verfolgen insofern ein doppeltes Ziel: zum einen den Schutz und die Pflege des Natur- und Landschaftserbes, und zum anderen die Raumordnung zur Förderung der lokalen wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung. Neben diesen Aufgaben für den Erhalt und die Aufwertung der Landschaft, sowie den Erschließungs- und Entwicklungsprojekten des Gebietes, übernehmen die Naturparke auch eine pädagogische Aufgabe, indem sie die Einwohner für den Umweltschutz sensibilisieren und die Entdeckung des Gebietes durch die Touristen fördern. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Ziel also nicht die Fossilisierung (Festschreibung des Ist-Zustandes) oder die Renaturierung eines Gebietes ist, sondern im Gegenteil die Förderung der Wirtschaftstätigkeit und -entwicklung. Auf diese Weise sollen die Beschaffenheit und die Harmonie der Landschaft gewahrt werden, deren Erhalt einerseits durch Landflucht, andererseits aber auch durch zu großen Druck von nahen Städten bedroht werden kann. Dies führt zu Kompromissen zwischen den ökonomischen Bedürfnissen und der für die Lebensqualität der Einwohner des Gebiets nötigen Raumplanung einerseits, und den Zielen des Naturschutzes, Naturlandschaften zu erhalten, die Lebensräume für geschützte Tierarten darstellen, auf der anderen Seite. |
Die Naturparke der Großregion Die Schutzgebiete beanspruchen also ungefähr ein Viertel der Oberfläche der Großregion. Die Naturparke der Region unterscheiden sich flächenmäßig stark, vom kleinsten, dem Tal der Attert in Wallonien, der lediglich eine Gemeinde von 71 km2 umfasst, bis zum größten, dem 208 Gemeinden und eine Fläche von nahezu 3 000 km2 umfassenden Naturpark Ballons des Vosges. Die meisten Parke sind ziemlich klein, mit Flächen von weniger als 800 km2, rund die Hälfte der Parke bedeckt sogar weniger als 500 km2. |
Dies gilt im Besonderen für sieben der neun Parke in Wallonien, die zwei Parke in Luxemburg und für zwei der acht deutschen Parke. Mehrere Parke an Landesgrenzen stoßen jedoch an einen Park in einem Nachbarland und bilden so de facto ein umfassenderes Schutzgebiet. Das gilt namentlich für die zwei luxemburgischen Parke der Obersauer und der Our, die sich jeweils nach Belgien in den Naturpark Haute-Sûre Forêt d'Anlier fortsetzen und in den deutschen Park der Südeifel. Dasselbe gilt für den wallonischen Naturpark Hohes Venn (720 km2), der an den deutschen Park Hohes Venn Eifel (1 751 km2) stößt, welcher sich über Rheinland-Pfalz (Nordeifel) und Nordrhein-Westfalen ausdehnt; die Parke bilden somit zusammen ein Schutzgebiet von rund 2 500 km2. Der Naturpark der Nordvogesen setzt sich ebenso fort im Naturpark Pfälzerwald in Deutschland und bildet mit ihm ein Gesamtgebiet von mehr als 3 000 km2 geschützter Fläche, das größte zusammenhängende Gebiet der Großregion. Abgesehen von diesen zwei Komplexen grenzüberschreitender Parke reichen nur drei Parke an vergleichbare Dimensionen von 2 000 bis 3 000 km2 heran: der Naturpark Saar-Hunsrück, der Naturpark Lothringen und der Naturpark Ballons des Vosges. |
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Torfmoore im Hohen Venn nahe dem Signal von Botrange (Naturpark Hohes Venn)http://geow.uni.lu/index.php/de/articles/na56/pa525/vo526?task=view&id=1657#sigProIdc405d1ea58 Foto: © M. Deshaies |
Starke Bevölkerungsgegensätze Die meisten anderen dagegen beherbergen zahlreiche große Dörfer oder kleine Städte und zeigen ein Nebeneinander von sehr schwach bewohnten und relativ dicht besiedelten Gebieten. |
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Vogesenkamm und Naturschutzgebiet Gazon du Faing im Naturpark Ballons des Vosgeshttp://geow.uni.lu/index.php/de/articles/na56/pa525/vo526?task=view&id=1657#sigProIdcd83bd7bc3 Foto: © M. Deshaies |
Die großen Unterschiede in der Bevölkerungsdichte zwischen den verschiedenen Naturparken und auch innerhalb derselben erklären sich aus der Tatsache, dass die ganze Region starke Diskrepanzen in der Bevölkerungsverteilung aufweist. Während die Naturparke in den Ardennen, in der Eifel und in Lothringen sehr dünn besiedelt sind (weniger als 60 Einwohner/km2), sind die Parke der Rheingebiete sehr dicht besiedelt und erreichen in den Naturparken Nassau, Rhein-Westerwald und Soonwald-Nahe eine Bevölkerungsdichte von rund 200 Einwohnern/km2. Die Parke der Vogesen und des Pfälzerwalds, an der Schnittstelle zwischen dem Rheingraben und den Randgebirgen gelegen, weisen dementsprechend mittlere Bevölkerungsdichten (zwischen 60 und 90 Einwohner/km2) auf, die sich aus dem Durchschnitt der sehr dicht besiedelten Gebiete am Fuße der Vogesen ("Piémont des Vosges") und der dünn besiedelten Gebiete im Gebirge ergeben. Dasselbe gilt für den Naturpark Saar-Hunsrück (130 Einw./km2) der sich größtenteils sowohl über die relativ dünn besiedelten Ebenen des Hunsrücks erstreckt, als auch über die Ränder des Ballungszentrums Saar mit seiner hohen Bevölkerungsdichte. |
Täler und Waldgebiete Aus landwirtschaftlicher Sicht können die Parke größtenteils, im Hinblick auf die Bodenqualität (hoher Anteil an Sandstein, Quarziten, Schiefer) und das feuchtkalte Klima auf den Höhen als mittelmäßige bis karge Gebiete charakterisiert werden. Was ihre Ausdehnung im Zusammenhang mit den Elementen ihres natürlichen Umfelds betrifft, kann man zwei große Kategorien von Naturparken unterscheiden. Im Mittelpunkt der luxemburgischen Parke (Our, Obersauer) und der meisten Parke Walloniens (Vallées de la Burdinale et de la Méhaigne, Viroin-Hermeton, Attert, Haute-Sûre Forêt d’Anlier, Deux Ourthes), sowie der deutschen Parke Südeifel und Nassau befinden sich besondere Talabschnitte; sie wurden im Zusammenhang mit Schutzzielen dieser Tallandschaften geschaffen, oft im Bemühen, die Wasserqualität zu erhalten, insbesondere um so die Wasserversorgung der benachbarten Siedlungen zu sichern. |
Die meisten deutschen Naturparke, insbesondere die größten (Nordeifel, Saar-Hunsrück, Soonwald-Nahe, Rhein-Westerwald, Pfälzerwald), sowie der wallonische Park Hohes Venn und die Parke in den Vogesen haben als Mittelpunkt hoch gelegene Massive, auf denen sich auch die höchsten Punkte der betreffenden Regionen befinden: die Ardennen (Hohes Venn), die Eifel (Nordeifel) und der Hunsrück (Saar-Hunsrück und Soonwald-Nahe), die Vogesen und der Pfälzerwald. Es handelt sich hier hauptsächlich um Waldlandschaften, wobei 60 bis 80% des Gebietes, wie zum Beispiel im Pfälzerwald, bewaldet sein können. Auf den außergewöhnlich feuchten und windigen Höhen der Vogesen (Hautes Chaumes) und des Hohen Venn in den Ardennen weicht der Wald allmählich Graslandschaften und Torfmooren. Abgesehen vom Naturpark Hohes Venn (belgischer Teil) – Nordeifel (deutscher Teil) sind die Naturparke allerdings nicht immer auf bewaldete Höhen begrenzt; sie umfassen ebenfalls Abschnitte weiter Täler, in denen sich ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung konzentriert. |
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Weinberg am Fuße des Pfälzerwaldeshttp://geow.uni.lu/index.php/de/articles/na56/pa525/vo526?task=view&id=1657#sigProId14524a9fba Foto: © M. Deshaies |
Dies gilt zum Beispiel für das Saartal im Naturpark Saar-Hunsrück, für das Nahetal im Park Soonwald-Nahe, das Lahntal im Park Nassau und das Rheintal im Park Rhein-Westerwald. Zu den Naturparken der Vogesen und des Pfälzerwaldes, die sich hauptsächlich über eine bergige Landschaft erstrecken, gehören ebenfalls die Ausläufer dieser Bergmassive am Rand des Rheingrabens, auf denen sich die sehr dicht besiedelten, sowohl landwirtschaftlich genutzten als auch städtischen Gebiete befinden. Der Kontrast zu den bewaldeten Bergkuppen wirkt fast allerorten schroff. |
Deutschland: Petersberger Programm
Luxemburg: loi du 10 août 1993 créant les parcs naturels
Wallonie: décret du 16 juillet 1985