Philippeville ...

GA007 1815: Philippeville, Mariembourg ...

Die Festungen Philippeville und Mariembourg fallen an die Niederlande


Festung Philippeville, angelegt von Vauban

Der Erste Pariser Frieden
Artikel 3 des ersten Pariser Friedensvertrags vom 30. Mai 1814 hatte Frankreich in die Grenzen von 1792 zurückgewiesen. Dabei waren die 8 Kantone von Dour, Merbes-le-Château, Beaumont, Chimay, Walcourt, Florennes, Beauraing und Gédinne bei Frankreich verblieben. Es handelte sich hierbei um Gebiete aus den Departements, die sich auf dem Gebiet der ehemaligen österreichischen Niederlanden befunden hatten.

Das französische Territorium erstreckte sich über das südliche Borinage und über den Großteil des Gebietes zwischen der Sambre und der Maas sowie den "doigt de Givet" hin. Der Vertrag hatte außerdem das Los der Kantone Philippeville, Mariembourg, Couvin und des Herzogtums Bouillon noch nicht festgelegt.

Der Zweite Pariser Frieden
Während auf dem Wiener Kongress gefeiert, gestritten und verhandelt wurde, kehrte Napoleon aus seinem Exil auf der Insel Elba auf die europäische Bildfläche zurück. Es gelang ihm in kürzester Zeit, seine Macht in Frankreich wieder zu erlangen und so zog er bereits am 20. März 1815 in Paris ein, ohne dass ein Kampf stattgefunden hatte.

Die Neuordnung Europas und das Gleichgewicht der Kräfte waren nun wieder in Gefahr. Keine Großmacht wollte Napoleon an der Spitze Frankreichs sehen, deshalb sahen die Alliierten über ihre Streitigkeiten hinweg und erklärten Frankreich den Krieg.

Diesmal dauerte die Herrschaft Napoleons gerade einmal 109 Tage, denn  am 18. Juni 1815 wurde er bei Waterloo durch eine zusammen gewürfelte Armee unter Wellington und Blücher endgültig besiegt. Der wiederholte Waffengang veranlasste die Alliierten, Frankreich einen härteren Friedensvertrag zu diktieren, als jener vom 30. Mai 1814.

Nachdem Preußen nach Napoleons Niederlage bei Waterloo große Gebiete von Frankreich eingefordert hatte, schlug der englische Abgesandte Castlereagh vor, dass Frankreich in die Grenzen von 1790 zurückgestutzt werden solle. Am 20. September 1815 überreichten die Alliierten ihre Forderungen an die französische Regierung.

Hierbei handelte es sich um ein regelrechtes Ultimatum. Zu diesem Zeitpunkt war Ludwig XVIII. wieder in Frankreich an der Macht. Am 20. November 1815 wurde schließlich der zweite Pariser Friedensvertrag unterzeichnet. Diesmal waren die Friedensbedingungen für Frankreich viel härter als beim ersten Frieden. Hier sollen lediglich die Bestimmungen, welche die Großregion betreffen, erwähnt werden. Die französischen Festungen entlang der Ostgrenze sollten entweder geschleift werden oder an die Nachbarn übergehen.


Philippeville und Mariembourg fallen an die Niederlande

In diesem Zusammenhang wurden die Festungen Philippeville und Mariembourg den Niederlanden zugesprochen.

Aus Enttäuschung, weder Condé noch Charlemont von Frankreich bekommen zu haben, nahm der König der Niederlande Wilhelm I. die acht oben besagten Kantone sowie die fünf Gemeinden von der Enklave Barbençon in seinen Besitz. Der königliche Erlass vom 14. Januar 1816 fügte diese Gebiete offiziell in das Königreich der Niederlande ein. Im gleichen Kontext fielen die Festungen von Saarlouis und Saarbrücken an Preußen,  das Gebiet mit der Festung Landau fiel an Österreich.

Dies war für Frankreich äußerst schmerzlich, denn diese Festungen waren seit Jahrhunderten in französischem Besitz. Hinzu kommt, dass Frankreich nun durch den Verlust seines Festungsringes angreifbar und Paris seines Schutzes beraubt war.

Diesen Vertrag zu unterzeichnen, war für einen Franzosen ein äußerst schmerzhafter Akt, dem sich Talleyrand entzog. Nachdem er am 19. September 1815 sein Amt als Außenminister abgegeben hatte, musste der neue Außenminister, der Herzog von Richelieu, diese Bürde auf sich nehmen. Doch obwohl dies nun erledigt war, war die Festlegung der Grenzen noch immer nicht abgeschlossen.

Festung Mariembourg (1582), später von Vauban weiter ausgebaut

Quellen


De Sédouy, J.-A. 2003: Le congrès de Vienne. L’Europe contre la France 1812-1815, Perrin, Paris

v. Ilsemann, A. 1996: Die Politik Frankreichs auf dem Wiener Kongreß. Talleyrands außenpolitische Strategien zwischen Erster und Zweiter Restauration, Hamburg

Lentacker, F. 1974: La frontière franco-belge, Etude géographique des effets d’une frontière internationale sur la vie de relations, Lille