Luxemburg

GA066 1940: Großherzogtum Luxemburg

1940: Luxemburg unter deutscher Zivilverwaltung


Deutsche Briefmarke (1941) für Luxemburg während der Zeit der Besatzung

Das Großherzogtum Luxemburg wurde am 10. Mai 1940 von der deutschen Wehrmacht überfallen. Am 11. Mai 1940, einen Tag nach dem Überfall, erklärte Generalmajor Gullmann die Grundsätze, nach denen die Militärbesatzung ablaufen sollte. Am selben Tag fand in der luxemburgischen Abgeordnetenkammer eine Sitzung statt, in der der Kammerpräsident gegen die Verletzung des luxemburgischen Territoriums und für dessen Neutralität protestierte. Zudem bekannte er sich für ein "freies und unabhängiges" Luxemburg.

Das Großherzogtum wurde eine Zeit lang dem Militärbefehlshaber in Belgien und Nordfrankreich General Alexander von Falkenhausen unterstellt. Am 10. Mai 1940 wurde in Berlin dem luxemburgischen Geschäftsträger Jean Sturm ein Memorandum übergeben. In diesem Memorandum war die deutsche Begründung für die Besetzung Luxemburgs auf einen von den Alliierten geplanten Angriff gegen die Ruhr begründet, der auch Luxemburg betroffen hätte.

Zunächst hatte die Reichsregierung noch die Versicherung gegeben, "dass Deutschland nicht die Absicht hege, durch seine Maßnahmen die territoriale Integrität und politische Unabhängigkeit des Großherzogtums jetzt oder in Zukunft anzutasten."

Doch die Deutschen änderten das Statut Luxemburgs nach Belieben, und bereits am 15. Mai wurde durch Ribbentrop das Memorandum, das Sturm am 10. Mai übergeben worden war, nutzlos. Ab dem 16. Mai wurde Luxemburg dann auch als "feindliches Land" betrachtet. Da der Frankreich-Feldzug im Juli bereits entschieden war, wurde die Militärverwaltung gegen Ende des Monats Juli durch eine Zivilverwaltung ersetzt.

Im Führererlass des 2. August 1940 wird die vorläufige Verwaltung Luxemburgs behandelt. Darin steht, dass der Gauleiter Gustav Simon als Chef der Zivilverwaltung die gesamte Verwaltung Luxemburgs übernehmen werde. Gustav Simon, der Leiter des Gaues Koblenz-Trier, kam am 6. August in Luxemburg an. Das Großherzogtum wurde Teil dieses Gebietes, das im Januar 1941 den Namen Moselland verliehen bekam.

Im Führererlass vom 18. Oktober 1940 geht es ebenfalls um die vorläufige Verwaltung in Luxemburg. Es handelt sich hierbei um einen zweiten Erlass, der den vom 2. August 1940 ersetzen soll. Hier steht auch, dass Luxemburg in kürzester Zeit dem "deutschen Volkstum" wieder zurück gewonnen werden soll. Somit sollten auch die Luxemburger selbst schnellstens dem deutschen Volkstum zurück gewonnen werden.

Militärbefehlshaber in Belgien und Nordfrankreich General Alexander von Falkenhausen
Quelle: Dt. Bundesarchiv

Gauleiter Simon
Quelle: Centre national de l'audiovisuel, Luxembourg (CNA)

Die Volksdeutsche Bewegung um Damian Kratzenberg sollte mit dem Schlachtruf "Heim ins Reich" die Luxemburger an das Deutsche Reich heranführen. Doch die Nationalsozialisten hatten nicht verstanden, dass die Luxemburger niemals die Absicht verspürten, Teil des Deutschen Reiches zu werden oder sogar in das "deutsche Volkstum" zurückgebracht zu werden.

Luxemburg sollte vollständig ins Deutsche Reich einverleibt werden und somit von der Karte verschwinden, während das Elsass, Lothringen sowie Eupen-Malmedy Gebiete von zwei fortbestehenden Staaten waren. Es wurde versucht, die Eingliederung mit Gewalt und Drohungen voranzubringen, da die Luxemburger sich gegen jede Art der deutschen Eingliederung verweigerten. In diesem Kontext war die Einführung der Wehrpflicht in Luxemburg am 30. August 1942 äußerst dramatisch. Die Antwort der Luxemburger auf die Einführung der Wehrpflicht war der Streik.

Für Gauleiter Simon stellte sich nicht die Frage, dass Luxemburger im Grunde Deutsche waren. Doch die Luxemburger behielten weiterhin ihre Nationalität und wurden somit als Ausländer betrachtet. Wichtig ist, dass Luxemburg nie offiziell von Deutschland annektiert wurde, obwohl in der Literatur häufig die Rede von der Annexion Luxemburgs ist, beispielsweise in Verbindung mit der Einführung der Wehrpflicht am 30. August 1942.

Die Situation wurde dadurch noch unübersichtlicher, dass Gauleiter Simon bereits gegen Ende 1941 der Meinung war, dass es zu diesem Zeitpunkt keine luxemburgische Staatsnationalität mehr gäbe.

 

Quellen


Dorfey, B. 1993: Die Teilung der Rheinprovinz und die Versuche zu ihrer Wiedervereinigung (1945-1956). Das Rheinland zwischen Tradition und Neuordnung, Köln

Dostert, P. 1985: Luxemburg zwischen Selbstbehauptung und nationaler Selbstaufgabe. Die deutsche Besatzungspolitik und die Volksdeutsche Bewegung 1940-1945, Luxemburg

Fletcher, W. A. 1970: The German administration in Luxemburg 1940-42, In: Historical Journal, XIII, 3, London, S. 533-544

Moll, M. 1997: "Führer-Erlasse" 1939-1945, Edition sämtlicher, nicht im Reichsgesetzblatt abgedruckter, von Hitler während des Zweiten Weltkrieges schriftlich erteilter Direktiven aus den Bereichen Staat, Partei, Wirtschaft, Besatzungspolitik und Militärverwaltung, Stuttgart