Bildchen, Losheim

GA077 1949: Aachen-Bildchen, Losheim ...

1949: Aachen-Bildchen, Losheim, Losheimergraben und Hemmeres unter vorläufige belgische Verwaltung gestellt


Die belgische Regierung forderte nach dem Krieg die Annexion deutscher Gebiete. Eine neue, für Belgien vorteilhaftere Grenze sollte hergestellt werden. Außerdem sollten auch keine deutschen Exklaven mehr bestehen bleiben. Die Vennbahn sollte nun ganz über belgisches Territorium verlaufen, ohne dass westlich dieser Eisenbahn noch deutsche Siedlungen seien. Darüber hinaus wollte Belgien auch größere Gebiete der Rheinprovinz annektieren. Belgiens Forderungen waren wie nach dem Ersten Weltkrieg sehr weitgehend.

Dies wird im Memorandum vom 3. November 1946 deutlich, das an den Rat der Außenminister der vier Großmächte in New York übergeben wurde. Darin forderte Belgien Gebiete bei Aachen und in den Kreisen Monschau, Schleiden und Prüm, die in erster Linie auf die Tilgung der deutschen Exklaven zielten. Die alliierten Besatzungsmächte gestanden Belgien im Zusammenhang der Sechs-Mächte-Empfehlungen der Londoner Konferenz vom 7. Juni 1948 die Verwaltung von deutschen Gebieten zu.

Doch der belgische Außenminister Spaak war im Kontext eines zu formenden gemeinsamen Europas gegen Gebietszugewinne Belgiens gegenüber Deutschland. Hinzu kommt, dass in der belgischen Öffentlichkeit eine nicht zu ignorierende annexionsfeindliche Stimmung herrschte. Belgien verzichtete aus diesen Gründen am 16. April 1949 offiziell auf den Großteil der angestrebten Grenzänderungen.

Gefechtsfeld am Grenzübergang Losheimergraben, 1944
Quelle: U.S. Army Center for Military History

Am 23. April 1949 verlegte Belgien seine Grenze nach Osten. Es kamen jetzt lediglich die Ortschaften Aachen-Bildchen, Losheim, Losheimergraben und Hemmeres sowie einige Wiesen und Waldgebiete unter vorläufige belgische Verwaltung. Deutschland musste auch die Kontrolle der Straßen Roetgen-Konzen sowie Roetgen-Lammeresdorf an Belgien abtreten. Insgesamt entsprach dies einer Fläche von 20 km² und einer Bevölkerung von ungefähr 1 000 Einwohnern.

Was die deutsche Bevölkerung in den nun unter belgischer Verwaltung stehenden Gebieten angeht, so war der Großteil nach dem Krieg nicht sonderlich negativ dagegen eingestellt, denn in Belgien waren die Lebensbedingungen besser als im völlig zerstörten und unorganisierten Deutschland.

Belgien verwaltete die deutschen Gebiete bis zum Jahr 1956. Im Abkommen vom 24. September 1956 sollte die Situation zwischen Belgien und Deutschland schließlich friedlich und im Einvernehmen ausgehandelt werden.

Quellen


Khan, D.-E. 2004: Die deutschen Staatsgrenzen. Rechtshistorische Grundlagen und offene Rechtsfragen, Mohr Siebeck, Tübingen

Kleu, G. 2007: Die Neuordnung der Ostkantone Belgiens 1945-1956. Politik, Kultur und Wirtschaft in Eupen, Malmedy und St. Vith, Essen

Lengerau, M. 1990: Les frontières allemandes (1919-1989), Frontières d’Allemagne et en Allemagne : Aspects territoriaux de la question allemande, Bern

Pabst, K. 1966: Das Problem der deutsch-belgischen Grenze in der Politik der letzten 150 Jahre. In: Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins, Hrsg. v. B. Poll, Aachen, S. 184-210.