Lothringen
Der Steinkohlenbergbau in Lothringen
Malte Helfer
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Die Lagerstätte Der unmittelbar an das Saarland angrenzende reichere Teil der Lagerstätte wird von Merlebach- und Simon-Sattel gebildet. Die Flöze fallen an der Nordwestflanke dieser Sättel zwischen 25° und 45° ein, an der Südostflanke jedoch steil zwischen 60° und 90°. Der Westteil der Lothringer Lagerstätte ist nur schwach geneigt, aber von großen Störungen durchzogen, die einen kontinuierlichen Abbau verhinderten. Die umfassendsten Darstellungen der Geschichte des Lothringer Kohlebeckens finden sich bei Charbonnages de France und P. Jegentowicz/J. Urek. |
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Anfänge des französischen Kohlenbergbaus an der Saar |
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Ste-Marthe / Lorrainehttp://geow.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/st71/lo92#sigProId65527037e8 Quelle: P. Jegentowicz / J. Urek |
Nach der Sicherung der Konzession 1820 wurde 1822 die "Compagnie des Mines de Houille de Schoenecken" als erste Bergwerksgesellschaft des Lothringer Beckens gegründet. Von 1830 bis zur Überflutung des Schachts 1836 konnte sie einige kleinere Flöze ausbeuten. Der Lothringer Bergbau wurde durch die starken Wasserzuflüsse aus der durchlässigen Sandsteindeckschicht immer wieder zurückgeworfen. |
Ab 1847 wurden auf Empfehlung des Bergingenieurs M. Jacquot mehrere Sondierungen weiter westlich im Raum zwischen Forbach und Creutzwald unternommen. 1853 stieß eine Bohrung in der Nähe des Weges von Creutzwald nach Lauterbach nach der Durchteufung einer mehr als hundert Meter starken Buntsandsteinschicht auf das Karbon, um schließlich 1854 in einer Tiefe von 213,6 Metern ein erstes abbauwürdiges Flöz von 95 cm Stärke zu erreichen. Nachdem nun bewiesen war, dass es unter Creutzwald Kohle gab, wurden zahlreiche weitere Bohrungen unternommen. Ingenieur Jacquot empfahl nun das Merlebachtal als Untersuchungsgebiet. Zahlreiche neu entstehende Gesellschaften unternahmen Bohrungen in L'Hôpital, Hochwald und Freyming. |
Bei Hochwald wurden 12 m Kohle erbohrt 1855 begann die "Compagnie des Mines du Hochwald" mit dem Abteufen des Hochwaldschachtes. Die starken Wasserzuflüsse aus der Buntsandsteindecke zwangen die junge Gesellschaft, die Arbeiten von 1858-59 zu unterbrechen. Anschließend kam es in einer Tiefe von 175 m zu einem starken Wassereinbruch, in dessen Folge die Arbeiten mangels geeigneter Pumpen aufgegeben werden mussten; die Gesellschaft löste sich 1862 auf. |
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St-Max / Lorrainehttp://geow.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/st71/lo92#sigProIdc0cf98d6c7 Quelle: P. Jegentowicz / J. Urek |
Die "Compagnie des Houillères de Stiring" hatte günstigere Voraussetzungen: Zwischen Forbach und Metz war 1852 eine Bahnlinie eröffnet worden, die das Transportproblem löste. Der Aufschwung der Eisenverhüttung mit Koks motivierte die weitere Suche nach der Kohle. Die neuen Konzessionäre vertrauten auf den Ingenieur Kind, der eine neue Technik zur Durchteufung Wasser führender Schichten entwickelt hatte. Sondierungsbohrungen bei Stiring und bei der alten Glashütte (Petite-Rosselle) brachten viel versprechende Ergebnisse. Aber die Wasserzuflüsse blieben weiterhin ein Problem; auch die 1849 bzw. 1851 angehauenen beiden Schächte von Sainte-Marthe und der Schacht Sainte-Stéphanie in Stiring mussten wieder aufgegeben werden, da man das Wasser nicht rasch genug abpumpen konnte. |
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Creutzwald N°3 / Lorrainehttp://geow.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/st71/lo92#sigProIdf6aea93573 Quelle: P. Jegentowicz / J. Urek |
Durchbruch bei Petite-Rosselle 1856 1858 verkündete Napoleon III offiziell die Entdeckung des Kohlebeckens. Innerhalb eines Jahrzehnts entstanden die Schächte Saint-Joseph (1857), l’Hôpital 1 und 2 (1862) sowie Urselsbrunn (1862, später Wendel 2), Sainte-Stéphanie 2 (1863), Wendel 1 (1866), Vuillemin 1 und Saint-Joseph 2 (1867). Wegen des hohen Erschließungsaufwandes fusionierten die kleinen Gesellschaften zu den drei großen Unternehmen Compagnie des Houillères de Petite-Rosselle, de Sarre et Moselle et de la Houve. |
Unter preußischer Verwaltung ab 1871, zurück an Frankreich 1919 1873 wird mit belgischem Kapital die Bergwerksgesellschaft Saar-Mosel gegründet, die mehr al 15 000 ha an Konzessionen repräsentiert, darunter die von Carling und l’Hôpital. Die Familie de Wendel, die schon seit 1780 im Revier tätig ist, wird Eigentümerin der Gruben von Petite-Rosselle, zu denen auch die Konzessionen von Forbach und Stiring gehören. In den nächsten Jahren wurden jährlich etwa 230 000 t Kohlen gefördert, davon 83% in den von de Wendel betriebenen Gruben, während die acht Gruben der von belgischen Investoren bestimmten Gesellschaft Sarre et Moselle kaum produktiv arbeiteten. Unter preußischer Verwaltung nahm die Förderung mit dem technischen Fortschritt weiterhin nur langsam zu; gegen Ende des Jahrhunderts wurde 1 Mio. t überschritten. |
Um die Jahrhundertwende wurden in Lothringen 8 Gruben betrieben, 4 davon mit 68% der Förderung von de Wendel, die anderen 4 von deutschen Investoren wie Thyssen und Stinnes. 1910 bzw. 1911 wurden in Carling und Rosselange Kokereien erbaut, aber 83% des im Département Moselle verbrauchten Kokses mussten aus dem Ruhrgebiet bezogen werden. Ferner kaufte Frankreich fünfmal mehr Kohlen im Saarrevier als im lothringischen. 1913 hatte die Lothringer Kohlenförderung 3,8 Mio. t erreicht. Nach der Rückgabe des Kohlebeckens an Frankreich mit dem Versailler Vertrag nach dem Ende des 1. Weltkriegs sorgten die beiden ab 1930 neu angelegten Bergwerke Faulquemont und Folschviller, aber auch die Mechanisierung der anderen Anlagen für eine Steigerung der Förderung auf ein vorläufiges Maximum von 6,7 Mio. t im Jahr 1938. Die Zahl der Beschäftigten stieg zwischen 1913 und 1938 von 13.500 auf fast 25 000. |
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Die Entwicklung der Steinkohlenförderung in Lothringen 1856-2004http://geow.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/st71/lo92#sigProIde8df18ee3c Quelle: HBL |
Die im Rahmen der Reparationsvereinbarungen 1924 bzw. 1927 abgeschlossenen ersten Warndtpachtverträge erlaubten der "Société Houillère de Sarre et Moselle" und der "Société des Petits-Fils de François de Wendel et Cie.", die deutsche Lagerstätte im Warndt auf einer Fläche von knapp 10 km² auszubeuten, was zur Schonung der eigenen Vorräte zügig vorangetrieben wurde. Das Niederbringen von Schächten auf deutschem Gebiet war allerdings nicht zulässig. 1935 verlängerte die deutsche Reichsregierung im Rahmen der Rückgliederungsverträge die beiden Pachtverträge bis 1940, bei einer Förderbegrenzung auf jährlich 2,2 Mio. t sowie einer Teufenbegrenzung, um die Ausnutzung der wertvollen Lagerstätte im Rahmen zu halten. |
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Wendel N°3 / Lorrainehttp://geow.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/st71/lo92#sigProIdac19dc3ddf Quelle: M. Helfer |
2. Weltkrieg, Verstaatlichung und Kohlenschlacht Als Entschädigung für die Zerstörungen französischer Bergwerke im Revier Nord , wurden 1949 neue Pachtverträge über 50 Jahre abgeschlossen, die es der H.B.L. erstmals erlaubten, auch auf saarländischem Boden Schächte abzuteufen und die Warndtkohlenfelder unter Zahlung eines Pachtzinses von 1,5-2,5% des Nettogewinns kostengünstig abzubauen. Die Größe der Pachtfelder war siebenmal so groß wie die der 20er Jahre und beinhaltete den gesamten Warndt außer einem nordöstlichen Feldteil, der der saarländischen Grube Velsen blieb. |
Nach der erfolglosen Arbeit einer Schiedskommission von 1953-55 regelte der Saarvertrag 1956 auch die sog. Warndtfrage abschließend: In drei räumlich und zeitlich festgelegten Pachtabschnitten bis 1961, 1971 und 1981 sollten 66 Mio. t Kohlen von der H.B.L. gefördert werden; im Feld Vuillemin-St. Charles nördlich des Warndtsprungs und östlich des Merlebacher Sattels bis Ende 1961, im Feld Ste. Fontaine südlich des Warndtsprungs und westlich des Merlebacher Sattels bis Ende 1971 und die letzten zehn Jahre bis Ende 1981 im äußersten SO-Zipfel des Warndt südlich des Warndtsprungs und östlich des Merlebacher Sattels im Feld Merlebach-Cuvelette. Der schrittweise Rückzug der H.B.L. aus dem Warndt zwang sie zum Aufschließen neuer Felder in Lothringen, die mit stark wechselnden Einfallensbereichen tektonisch ungünstigere Voraussetzungen als die Warndtpachtfelder haben.
Die Kohlenkrise und der Niedergang |
1972 und 1974 wurden Sainte-Fontaine und Faulquemont stillgelegt. Die Ölkrisen 1973 und 1978 brachten noch einmal eine vorübergehende Renaissance der Kohle – La Houve schloss nicht, Schacht De Vernejoul wurde wieder in Betrieb genommen, auch Sainte-Fontaine wurde wieder geöffnet und die anderen Bergwerke erfuhren erhebliche Investitionen. Ab Ende 1974 wurde sogar wieder zusätzliches Personal eingestellt, z.T. auch in Marokko angeworben. Aber nach diesem nur temporären Wiederaufschwung wurde 1984, als die Ölpreise wieder sanken, ein Programm zur Reduzierung der Förderung aufgestellt, 1994 wurde der "Pacte Charbonnier National" geschlossen, der das Ende besiegelte. Grube Wendel stellte den Abbau 1989 ein, Simon im Osten des Beckens 1997, es blieben noch 10 000 Beschäftigte. Bergwerk Vouters und Schacht Reumaux wurden 2000 zusammengelegt zu Merlebach. 2003 wurde Merlebach geschlossen, und mit der Stilllegung von La Houve im Jahr 2004 endete der französische Bergbau endgültig. Die H.B.L. wurde aufgelöst, und die CdF übernahm die Abwicklung der stillgelegten Anlagen. |
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La Houve 3 / Lorrainehttp://geow.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/st71/lo92#sigProId79ec2e9418 Quelle: P. Jegentowicz / J. Urek |
Charbonnages de France (Hg.) 2004: Dossier de presse "Dernière tonne"- La Houve - 23 avril 2004.
Cook, A. und A.-C. Hourte 1996 : Patrimoine et Culture industrielle en Lorraine. Metz
Daviet, S. (unveröff. 1990) : Le bassin houllier Lorrain et son espace frontalier. L'évolution d'une région en voie de reconversion, unveröff. Diss., institut de géographie, université d'Aix en Provence-Marseille.
Guiollard, P., T. Janssen, T. Klassen, J.-C. Rohr u. J. Urek 2001: Les Chevalements Lorrains. Fichous.
Houillères du Bassin de Lorraine (HBL)(Ed.)(1993): Du charbon et des hommes, Sarreguemines.
Moll, P. (1970): Das lothringische Kohlenrevier (= Veröffentlichungen des Instituts für Landeskunde des Saarlandes, Bd. 18), Saarbrücken.
Morette, J. (1989) : La Lorraine du charbon, Metz.
Jegentowicz, P. und Urek, J.: Les puits miniers du bassin houiller lorrain