Thulin

KE098 Faïencerie de Thulin

Faïencerie de Thulin

1887-1973

B-7350 Thulin

Feinsteingut

Raucherservice, Art déco, Faïencerie de Thulin  

Emile Decker

Die Fayencerie in Thulin bei Mons wurde 1887 gegenüber der Kirche Saint-Martin im Zentrum der Gemeinde gegründet.

Sie wurde von dem Industriellen Victor Ducobu-Decaudin in einer ehemaligen Zuckerfabrik eingerichtet. Mithilfe von viel Kapital baute er die Gebäude um und führte drei kohlebefeuerte Öfen und eine Dampfmaschine ein.

Victor Ducobu stirbt 1897 und seine beiden Kinder werden Eigentümer. Der Firmenname lautet Faïencerie de Thulin-A.Ducobu et Cie. Das Unternehmen wird bis 1918 von Arthur Decobu geleitet, nach dessen Tod von seiner Schwester Victoria Legay-Decobu. Sie wandelte das Unternehmen 1920 in eine Aktiengesellschaft um.

Nach dem Tod von Victoria Decobu wird das Unternehmen liquidiert; die Société Anonyme des Faïenceries de Thulin tritt 1923 die Nachfolge an. Das Kapital wurde auf 450 000 Francs und 1924 auf 600 000 Francs festgesetzt.

Kamingarnitur, dekoriert mit Emailleguss, Faïencerie de Thulin, um 1925
Quelle: © le Clockarium - Foto Jacques de Selliers

Vase, Faïencerie de Thulin, um 1920

Zwischen den beiden Weltkriegen beschäftigte die Manufaktur 70 bis 100 Arbeiter. Es gelingt ihr, ihre Produkte in Belgien und auch in Paris zu verkaufen, wo ein Händler namens Eugène Val im Faubourg Saint Martin für den Vertrieb sorgt.

Die angebotenen Produkte sind zahlreich: braunes, ofenfestes Geschirr namens Tellurit; Phantasieobjekte im Art-déco-Stil: Vasen, Blumenkästen, Krüge, Raucherutensilien, Kamingarnituren und verschiedene Nippsachen.

Diese Objekte werden durch Gießen aus Feinsteingut hergestellt und mit farbigen Glasuren oder Emails überzogen.

Im Mai 1947 wurde das Kapital auf 3 000 000 Francs erhöht; 1955 wurde die Fabrik modernisiert, indem die Kohleöfen durch Elektroöfen ersetzt wurden. In den 1960er Jahren war die Konkurrenz jedoch stark und die Bilanzen wurden negativ.

1971 wurde die Auflösung des Unternehmens beschlossen, was auf einer weiteren Generalversammlung am 22. Mai 1973 bestätigt wurde.

Die Produkte sind oft mit Made in/Belgium/Faïencerie Thulin oder bei kleineren Gegenständen mit Made in Belgium FT, manchmal nur mit Made in Belgium oder Belgium gekennzeichnet; manchmal sind sie aber auch ohne Marke.

Die Bemalung, Faïencerie de Thulin
Quelle: lethulinois.net 

 

Quellen


Van Ransbeek, Willy 2009: La faïencerie de Thulin, p.29 à 34 dans Céramique de l’Art nouveau en Belgique, 130 p.

Baeck, Mario 2011: S.A. Faïenceries de Thulin, p. 210 à 223 dans Céramiques de L’Art déco en Belgique, 400 p.

Pringiers, Baudhuin 1999: Faïence et porcelaine en Belgique 1700-1881. Bruxelles, 208 p.

 

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